Gelingt Request to Pay 2023 der Durchbruch?
Request to Pay, vereinfacht ausgedrückt eine Art Nachrichtendienst, hat seine Premiere in Deutschland angekündigt. RTP ist kein Bezahlverfahren, sondern stellt die Basisinfrastruktur bereit (Messaging Service). Es handelt sich um eine Benachrichtigung an Kontoinhaber:innen, dass andere Kontoinhaber:innen Geld von ihnen erhalten wollen.
Deutschlands zweitgrößte Bank* will Mitte nächsten Jahres mit Request to Pay starten. Sie geht als Erste an Bord der White-Label-Plattform Paycy, die von der Hamburger PPI AG bankunabhängig für das RTP Verfahren entwickelt worden ist. Dabei geht es nicht darum, eine alternative Karteninfrastruktur aufzubauen oder eine neue Wallet Lösung einzuführen, sondern Rechnung und Zahlung sollen direkt auf dem Girokonto zusammengeführt werden.
Welche Vorteile hat Request to Pay für Banken und Sparkassen?
Die Digitalisierung im Zahlungsverkehr macht einen Sprung. RTP bringt den „Geldtransfer wieder dahin zurück, wo er ursprünglich herkommt. Auf das Konto bei einer Bank.“, bekräftigt Dr. Thorsten Völkel, CEO der PPI AG, kürzlich gegenüber dem IT Finanzmagazin. Request to Pay „lässt ein Ökosystem rund ums Konto entstehen – und beim Konto sind die Banken führend.“. Günstige Voraussetzungen, um völlig neue Services anzuknüpfen. Denn das Institut ist in der idealen Position. Es weiß in dem Moment, in dem der RTP auf einem Kundenkonto eintrifft, von dem sich anbahnenden Transfer und kann darauf reagieren. Maßgeschneiderte Angebote zu integrieren, ist eine Möglichkeit von vielen.
Im Hinblick auf sich abzeichnende Regularien der EU und den weltweiten Wettbewerb eröffnet Request to Pay weitere Vorteile. Institute können zum Beispiel ihre Kompetenz im Scoring nutzen, um sich von manchen FinTechs abzusetzen. So hat das Institut die Nase vorn, wenn die EU demnächst den Verbraucherschutz verschärft, damit Konsument:innen sich nicht mit dem Prinzip „Jetzt kaufen – später bezahlen“ übernehmen. Banken und Sparkassen, die ihre Kund:innen kennen, sehen sofort, wem eine Zahlung in Raten oder zum späteren Termin angeboten werden kann und wem besser nicht. Diese unmittelbare Beziehung zwischen Kund:innen und kontoführenden Instituten verstärkt nochmals den „Instant Payment Effekt“: RTP- Nutzer:innen wird der Umgang mit verfügbaren Kontoguthaben so „normal erscheinen“ wie das Bargeld in der Tasche. Darin liegt enormes Zukunftspotenzial, wie auch die aktuelle ibi Studie bezeugt, über die in dieser Newsletter-Ausgabe mehr zu erfahren ist.
Aber nicht nur im Privatkundensektor können die Institute an Vorsprung gewinnen. Bei Geschäften mit Firmenkunden, beispielsweise einem Händlerbarvorschuss oder Finanzierungen innerhalb von Lieferketten, gestalten sich die Angebote einfacher mit RTP; und die Automatisierung dieser Vorgänge ebenso.
Welche Vorteile hat Request to Pay für Geschäftskund:innen?
Die Marktstudien der European Banking Association (EBA) und der PPI AG sind längst veröffentlicht. Laut der Umfrageergebnisse aus 20 Ländern sind 96 % der Unternehmen an RTP interessiert. Denn es spart sehr viel Geld. 12-13 Euro Bearbeitungskosten für jede einzelne Eingangsrechnung setzen Unternehmen an, weil das manuelle Zuordnen von Zahlungen und Rechnungen so lange dauert. In der Automatisierung ist die Reconciliation dagegen viel besser aufgehoben, zumal auch Tippfehler vermieden werden. Mit dem RTP werden gleich alle benötigten Daten für den Zahlungsausgang und -eingang mitgeteilt.
Vor allem im B2B-Bereich wird sich, wenn eBilling und elektronische Rechnungen erst einmal zur Normalität gehören, die Convenience durch RTP stark vergrößern. Sollte der Gesetzgeber dann in Zukunft zum Beispiel die Fahndung nach Mehrwertsteuerbetrug über elektronische Rechnungen organisieren, so können Firmenkunden entsprechende Vorgaben ohne größere Umstände erfüllen – das RTP Angebot ihrer Hausbank macht’s möglich.
Die Teilnahme-Voraussetzung für Unternehmen ist überschaubar. Die Hausbank muss Request to Pay unterstützen. Wer Online-Shops betreibt, lässt sich RTP, wie die übrigen Bezahlmethoden auch, einfach über den Payment Service Provider (PSP) anbinden. Stationärer Handel wird voraussichtlich über Hardware angebunden, die der PSP bereitstellt.
Welche Vorteile hat Request to Pay für die Verbraucher:innen?
Das Leben wird ein wenig einfacher. Kund:innen brauchen künftig nur noch eine App, nämlich die ihrer Bank oder Sparkasse. In dieser App findet man alles Nötige zentral, jeder Kauf lässt sich auf kürzestem Wege vollständig automatisch abwickeln – was insbesondere für Online-Einkäufe interessant ist. Entscheiden Sie sich beim Checkout für Request to Pay, erzeugt der Handel über seine Hausbank die Zahlungsanforderung; deren Freigabe in der App bedeutet: Das Geld fließt, die Buchung ist auf dem Konto zu sehen und die Rechnung dazu ist beigefügt. Genauso simpel lassen sich auch Auslagen unter Freunden teilen: Wer die gemeinsame Restaurantrechnung übernommen hat, erhält die Anteile der anderen per RTP zurück.
Auch wenn andere Anbieter:innen, wie beispielsweise Paypal & Co. bereits besonders einfachen Bedienkomfort bieten, macht bei RTP die einfache, schnelle und sichere Zentralisierung des finanziellen Haushaltens den Unterschied. Weil Rechnungen und ähnliche Dokumente direkt mit der Zahlung verknüpft werden können, bedeutet RTP: Mühsames Tippen, mögliche Fehlerquellen und der Papierkram entfallen einfach.
In Zukunft wären auch an der Ladenkasse Transaktionen mit RTP möglich. Dazu müsste pro Kund:in die IBAN erfasst werden, um die Zahlungsaufforderung zu adressieren. Damit niemand die 22 Ziffern einzeln von Hand eintippen muss, existieren theoretisch bereits die technischen Mittel.
Wie steht es um die Sicherheit des Request to Pay Verfahrens?
Im Alltag ist es längst zur Normalität geworden, dass die eigene Kontoverbindung mit einem Scanner ausgelesen wird. Über NFC-Technik oder QR-Codes funktioniert das Prinzip auch im Privaten, indem zwei Smartphones kurz aneinandergehalten werden. Request to Pay funktioniert nicht anders, nur liegen weitere Sicherheiten in seiner kompakten Organisation begründet. Es muss nicht erst Geld auf die App eines anonymen Tech-Konzerns mit außereuropäischen Servern geladen werden. Ohne solche Nebenwege gibt es auch weniger Angriffsflächen, folglich weniger Scherereien. Außerdem ist das eigene Girokonto bei Banken und Sparkassen durch den Einlagensicherungsfonds abgesichert.
Auch den Fälscher:innen lässt Request to Pay keine Chance. Um ein RTP zu fälschen, müssten die Betrüger:innen wissen, was ein Mensch wann kauft. Dann müssten sie den RTP des Shops abfangen und ihre Manipulationen einbringen. Geld fließt auch nur, wenn der Kunde oder die Kundin den RTP selbst freigibt – am persönlichen Smartphone, das inzwischen biometrischen Schutz gegen unbefugten Zugriff bieten kann; über eine gesicherte App der persönlich betreuenden, kontoführenden Bank oder Sparkasse.
Und was passiert, wenn man ein RTP rausschickt, aber die adressierte Bank oder Sparkasse gar nicht an dem Verfahren teilnimmt? Keine Sorge, Ihr kontoführendes Institut weiß schon vor der Sendung, ob der Empfang an dieser Adresse funktioniert oder nicht.
*DZ Bank
Quellen:
https://www.it-finanzmagazin.de/request-to-pay-oekosystem-ums-konto-146538/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_campaign=22411-rtp-oekosystem
https://www.dertreasurer.de/news/cash-management-zahlungsverkehr/dz-bank-arbeitet-an-request-to-pay-plattform-2025541/
https://www.dzbank.de/content/dzbank/de/home/die-dz-bank/presse/pressemitteilungen/2022/rechnung-und-zahlungineinemdzbankiststrategischerpartnervonneuer.html