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12/2023

Wearables: Smarte Revoluzzer unterm Weihnachtsbaum.

Smartwatches, Fitnesstracker & Co. sind beliebte Geschenke neben Geld und Gutscheinkarten. Zeit für ein Resümee, findet kartensicherheit.de und liefert den aktuellen Stand: Wie haben sich Wearables und das Mobile Payment Marktsegment entwickelt?

„Sie haben das Potential, alltägliche technische Mini-Begleiter zu werden“, sagt das BSI, „und eventuell sogar die Brieftasche zu ersetzen.“ Freilich liegen die Vorteile von Wearables auf der Hand: Als ständige Begleitung im Alltag sind die Mini-Computer beim Tragen kaum zu spüren, bei Bedarf aber sofort parat. Die smarten Geräte werden unauffällig am Körper getragen oder auch betont als modisches Accessoire. Worüber reden wir also angesichts solcher Präsente?


Ist das wirklich schon wieder zehn Jahre her?

Es war September 2013, da kam die erste Smartwatch von Samsung auf den Markt, die direkt als Telefon genutzt werden konnte. Im April 2015 startete dann der Verkauf der Apple Watch. Smarte Brillen und Kontaktlinsen wurden damals ziemlich gehyped. Smarte Sportkleidung und -ausrüstung, die den Job eines Personal Trainers übernimmt oder direkten Einblick in Muskel-, Organ- und Atemfunktionen gibt, hat den Self-Tracking-Trend mit angeschoben; Fitness-Armbänder boomten. Risikokapitalberater:innen prognostizierten der Wearable-Technologie eine rasantere Verbreitung als jede andere zuvor. Und wo stehen wir heute?


Wearables sind 2023 weltweit noch immer eine Nischenerscheinung.

2021 betrug die Anzahl der Menschen weltweit, die ein mobiles Endgerät zum Bezahlen im stationären Handel nutzten, rund 1,28 Milliarden. Man spricht von Proximity Mobile Payment, wenn über Smartphone oder Smartwatch während einer Face-to-face-Transaktion auf Zahlungsdetails zugegriffen wird. Und häufig ist die Zukunft des Retail damit gemeint. Für das Jahr 2025 sagt eine aktuelle Prognose knapp 1,5 Milliarden Nutzer:innen mobiler Proximity Payments auf dem Globus voraus. Unterdessen beschäftigt sich der European Payment Council mit der Entwicklung, den Sicherheitsstandards und der Interoperabilität verschiedener technologischer Lösungen wie Near Field Communications (NFC), Quick Response (QR) codes, Bluetooth etc. auf europäischem Level. So weit, so gut, doch die Lage ist, sagen wir mal, nicht frei von geopolitischen Aspekten.

Trotz großer Bemühungen der Handyhersteller erreicht der Smartwatch-Markt in diesem Jahr ein geschätztes Volumen zwischen 40 und 60 Milliarden US-Dollar (je nach Quelle). Weltweit zeigen sich nur zwei Länder so richtig affin. China hat den höchsten Umsatzanteil (38,3 %), gefolgt von den USA (29,2 %). Kein weiteres der analysierten Länder erreicht am weltweiten Umsatz mehr als 2,1 % Anteil (Südkorea, Japan). Deutschlands Part liegt bei 1,9 %.


Das Nutzungsverhalten der Wearable-Besitzer:innen nach Einsatzorten.

Smartphones und Smartwatches werden heute in den meisten Ländern überwiegend online eingesetzt und seltener direkt an der Kasse. Was auffällig ist: In Südafrika und im urbanen China haben mobile POS-Zahlungen deutlich größere Bedeutung.
- Laut einer Statistik aus dem Jahr 2022 verteilten sich die mobilen Transaktionen in China zu 43 % auf den POS und 57 % auf den Online-Kanal.
- In den USA hingegen machen Mobile Payments am POS 20,4 % aus, online 79,6 %.
- In Deutschland standen 12,8 % am POS gegenüber 87,2 % online. Der Gesamtwert mobiler Zahlungen hierzulande betrug 416 Millarden US-Dollar; davon wurden 61 Milliarden US-Dollar mobil an der Kasse abgewickelt.


Mobiles Bezahlen am POS ist in Deutschland eher ein Ausnahmefall. Warum?

„Wie häufig zahlen Sie mit Ihrem Handy oder Ihrer Smartwatch?“, lautete eine deutschlandweite Umfrage im Sommer 2023. Mit 76,8 % gab die Mehrheit der Verbraucher:innen an, noch nie eine Mobile Payment Methode beim Einkauf genutzt zu haben. Lediglich 8,9 % setzen mehrmals in der Woche mobile Bezahlmethoden ein.

In Europa sind mobile Endgeräte zwar üblich für Online-Zahlungen, am POS vertrauen die Menschen eher der elektronischen Abwicklung über die Bank. Mit der physischen oder digitalen Karte, heißt das auf Deutsch. Online bezahlen unsere Mitbürger:innen meistens mit PayPal.
Auf anderen Kontinenten hingegen, insbesondere Afrika, ist der Besitz eines eigenen Bankkontos gar nicht selbstverständlich. Beispielsweise übernehmen Mobilfunkunternehmen die Rolle von Kreditinstituten. Zugunsten von Mobile Payments entfallen so dann die Debit- oder Kreditkartenzahlungen.


Werfen wir noch einen Blick auf Trends und Zukunftsaussichten.

Technologische Fortschritte im Bereich der KI und Virtuellen Realität werden dem Wearables-Markt zugutekommen. Die Geräte finden, auch mit maschinellen Lernfunktionen ausgestattet, in allen Branchen Anwendung – vom Sport übers Gesundheitswesen bis zur Fertigung. So wurden beispielsweise auf der internationalen Consumer Electronics Show 2023 in USA erstmals neue, KI-basierte intelligente Wearables und Exoskelette für körperlich beanspruchende Arbeitsplätze von German Bionic präsentiert, dem Preisträger des Best-of-Innovation-Awards. Wo immer sich in der Praxis Schnittstellen zum Bezahlen anbieten, werden wohl irgendwann Payment-Lösungen eingerichtet werden – davon ist auszugehen.

Im Bereich Payment Wearables macht ein deutsches Startup von sich reden: Pagopace stellt intelligente Ringe für kontaktlose Zahlungen her. Der Bezahlring funktioniert ohne Batterie, ohne Aufladen, ohne Verbindung zum Handy. Mit dem Ring am Finger ist das Bankkonto der Person verbunden. Dabei ist der Keramikring als Bezahlinstrument nicht unmittelbar identifizierbar und erlaubt Zahlungen nur in bestimmten Positionen und Umgebungen, was die Transaktionssicherheit nochmal erhöht. Das smarte Schmuckstück nutzt die sogenannte Beacon-Technologie, die mittels Bluetooth Low Energy eine genaue Echtzeit-Ortung von Objekten ermöglicht. Inzwischen gibt es den Paymentring auch mit integriertem Autoschlüssel für den Tesla als Zusatzfeature.


„Es ist davon auszugehen, dass Wearables mit der fortschreitenden Entwicklung immer eigenständiger werden“, schreibt das BSI. Wenn persönliche Daten wie Kontodaten mobiler Bezahldienste darauf gespeichert werden, ist der verantwortungsbewusste Umgang mit ihrer IT-Sicherheit nicht zu vernachlässigen! Stoff für einen Newsletter-Beitrag im neuen Jahr...


Quellen

https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Internet-der-Dinge-Smart-leben/Smart-Home/Wearables/wearables_node.html

https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/wearables-auf-dem-weg-zur-menschmaschine/

https://de.statista.com/infografik/30965/laender-mit-hoechstem-umsatzanteil-am-smartwatch-markt-in-2023/

https://de.statista.com/infografik/28114/anteil-der-verkaufskanaele-von-mobile-payments/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1330965/umfrage/nutzer-von-proximity-mobile-payment-weltweit/

https://www.europeanpaymentscouncil.eu/what-we-do/other-sepa-payments/sepa-goes-mobile/mobile-proximity-payments

https://www.presseportal.de/pm/126129/5406614

https://www.startus-insights.com/innovators-guide/wearables-trends/

https://www.chip.de/news/Pagopace-Bezahlring-jetzt-mit-Tesla-Schluessel-zum-Vorteilspreis_184291209.html