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08/2023

Fachsprache leicht gemacht: Co-Badge.

Was ist ein Co-Badge? Und warum die Post-Maestro-Ära längst begonnen hat! kartensicherheit.de erklärt einen Fachbegriff aus der Welt der Bezahlsysteme. Aus aktuellem Anlass: Bedeutung und Hintergrund wurden leider oft missverstanden.

Co-Badge

Im Finanzbereich bedeutet das Co-Badge einer Bezahlkarte, dass damit mehr als ein Bezahlsystem genutzt werden kann. In Deutschland ist mehrheitlich die girocard mit Co-Badge von Mastercard oder Visa gemeint. Diese „Zwitter-Karte“ mit erweiterter Funktionalität und Einsetzbarkeit steht jetzt für noch größere Flexibilität unterwegs.

Kleiner Ausflug in die Sprachwissenschaft.

Badge ist eine englische Bezeichnung für Abzeichen, Plakette, Erkennungsmarke. Ursprünglich zeigten Badges im Mittelalter die Zugehörigkeit von Gebäuden u. ä. zu Adelsgeschlechtern an. Heute fallen digitale Zertifikate, Polizeimarken, Zutrittsausweise, Ansteck-Buttons, militärische Abzeichen, Aufkleber etc. unter diesen Begriff. Die Vorsilbe „Co“ geht auf das lateinische Wort „cum“ für „zusammen, mit“ zurück, wie es uns z. B. auch in co-worker begegnet. Co-Badge meint also eine Art Kooperativabzeichen.


Wie die Co-Badges auf die Karte kamen.

Das erste Co-Badge-System in Deutschland war Maestro, ein Konzept der Maestro International Incorporated mit Sitz in USA. Dort erteilte man Europay International die exklusive Lizenz für Europa. Europay International seinerseits war ein Finanzunternehmen, welches unter anderem den Vertrieb des Produktes edc (Debitkarte für Europa) realisierte. Um das Produkt weltweit einzusetzen, wurde die edc-Funktion durch Maestro ergänzt und später ganz durch Maestro ersetzt. Europay International war einst durch die Fusion von Eurocard International mit Eurocheque International entstanden. Der Hauptsitz lag in Waterloo, Belgien, in denselben Räumlichkeiten wie EPSS und MasterCard EMEA. 2002 ging es schließlich durch die Fusion mit MasterCard International auf in dem Unternehmen MasterCard, Inc.

Ab 1995 haben hiesige Kreditinstitute solche Co-Badge-Karten auf Basis des damaligen ec-Bezahlsystems herausgegeben, welches dem heutigen girocard-Bezahlsystem vorausging. Auf diese Weise hat das Maestro Co-Badge-System den Einsatz der girocard im Ausland ermöglicht. Vor 28 Jahren bestand darin ein beachtlicher Fortschritt für West- und Ostdeutsche, mit ihrer Karte im In- und Ausland auf ihr Guthaben sicher zugreifen zu können. Ähnliche Funktionalität hat später auch die Konkurrenz, das US-Unternehmen Visa, als Co-Badge-Partner geboten. Das jüngere V Pay ist allerdings hauptsächlich für den europäischen Markt ausgelegt. Als weltweit einsatzfähiges System hatte Maestro mit der Zeit dann häufiger den Vorzug erhalten.


Welche Zahlungssystem-Kombinationen auf der girocard gibt es?

Im Moment stellen das Maestro- und das Mastercard Debit Co-Badge von Mastercard sowie die beiden Lösungen von Visa (V Pay und Visa Debit) den Hauptanteil der aktiven girocards.

Seit 1. Juli dieses Jahres werden von Banken und Sparkassen, mit einigen Ausnahmen, keine neuen Debitkarten mit Maestro Co-Badge mehr herausgegeben. In ganz Europa sind Banken zu dem Stopp verpflichtet.
Leider sind immer wieder falsche und irreführende Veröffentlichungen zu diesem Thema aufgetaucht, sogar vom Aus der girocard war zu lesen. Genau das Gegenteil ist allerdings Fakt: Die in Deutschland meistgenutzte Debitkarte, die girocard, wird weiterentwickelt.


Wie es nach dem Maestro-Aus weitergeht? Nahtlos.

Wer eine ältere girocard mit Maestro Co-Badge besitzt, merkt von dieser Änderung nichts und muss auch nichts tun. Vor dem 01.07.2023 ausgehändigte girocards mit Maestro-Zeichen behalten ununterbrochen ihre volle Funktion und Gültigkeit, bis das kartenausgebende Institut eine Folgekarte zustellt.

Welche Debit-Angebote die Institute bei Kartenaustausch ab dem 01.07.2023 unterbreiten, kann differieren.


Nach dem Co-Badge ist vor dem Co-Badge.

Banken und Sparkassen steht es grundsätzlich frei, welche Standardkarte sie ihren Kund:innen anbieten wollen. Deren Bedürfnisse haben sich bekanntlich mit der Digitalisierung inzwischen gewandelt. So begründet Mastercard auch das Maestro-Aus und stellt stattdessen die Debit Mastercard zur Verfügung; sie soll durchgängige Zahlungen im Online-Handel gewährleisten. Es werden aber noch leistungsfähigere Co-Badge-Lösungen, basierend auf dem heimischen girocard-System, vereint mit Debit Mastercard, Visa Debit oder V Pay auf den Markt kommen. Sie erweitern – bei bewährt hoher Sicherheit – die girocard um wichtige Funktionalitäten im Ausland und im E-Commerce, beim Bezahlen online, mobil mit Handy oder Smartwatch.


Bitte nicht mit Co-Branding-Karten verwechseln!

Co-Badge ist im Finanzsektor nicht gleichbedeutend mit Co-Branding. Den Unterschied machen die Beispiele für Co-Branding-Karten greifbar: die Lufthansa Miles & More Kreditkarte, die Payback American Express Kreditkarte oder die Prepaid-Kreditkarte des ADAC. Das Prinzip dahinter: Ein kommerzielles Unternehmen schließt sich mit einer Bank oder Sparkasse vertraglich zusammen, um seiner Kundschaft eine Bezahlkarte im eigenen Look anzubieten; diese ansonsten ganz normale Karte soll, je nach Ausstattungsmerkmalen, vielerorts einsetzbar sein. Für seine Marketingstrategie braucht das Unternehmen stets einen Finanzpartner im Boot, da nur Kreditinstitute zur Herausgabe von Bezahlkarten berechtigt sind.

 

Quellen

https://www.bezahlen.de/lexikon/co-branding-karte_1183.html

https://www.mastercard.de

https://www.visa.de

https://www.s-payment.com/presse/presseinformationen/Digitale_Sparkassen_Card_mit_Co_Badge_Visa_Debit.html

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/sparen-und-anlegen/keine-maestrofunktion-mehr-fuer-girokarten-66548