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08/2023

Win-Win in Sachen Polizei, Institute und EKS.

Wenn kreditwirtschaftliche Praxis und Polizei in der Realität ihres Berufsalltags zusammenkommen ... Spannend war der Austauschtag mit Institutsmitarbeiter:innen, Polizei und EKS-Net-Kolleginnen! Ein Interview-Rückblick.

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Was zuvor geschah

Das Polizeipräsidium Kassel war mit der Idee für einen interdisziplinären Dialog rund um Straftaten im Zusammenhang mit Zahlungskarten proaktiv auf die EURO Kartensysteme zugekommen. Daraus wurde eine praxisorientierte, lebensnahe Fachveranstaltung im gemeinsamen Austausch mit Institutsmitarbeiter:innen – mit vielen Aha-Momenten für alle.

Auf der Agenda stand, nach der Vorstellung der girocard, die Darstellung von Betrugsszenarien und deren Erfassung in EKS-Net. Dazu waren die Expertinnen aus der Abteilung Sicherheitsmanagement für Zahlungskarten angereist. Jetzt ziehen Katharina Hoek und Susanne Weickert-Peter Bilanz im Gespräch mit kartensicherheit.de.


kartensicherheit.de:
„Die EURO Kartensysteme als Scheme-Manager der girocard betreibt das EKS-Net. Was haben Sie für Ihren Teil als wesentliche Beobachtung von der Veranstaltung mitgenommen?“

Susanne Weickert-Peter:
„Ganz besonders interessant war für uns der Austausch zwischen den Teilnehmer:innen, quasi zwischen den beiden Welten von Polizei und Kreditwirtschaft. Es existieren teilweise unterschiedliche Kenntnisstände. Besonders in dem Bereich der Verzahnung von Polizei- und Institutsarbeit. Welche Sachverhalte sind für die polizeilichen Ermittlungen wichtig zu erfassen? Worauf kommt es beim Anzeige-Erstatten an? Wie greifen Kartensperre und KUNO ineinander? Da war der Austausch inhaltlich sehr lehrreich, auch für uns. Natürlich können wir immer wieder die Komplexität der Angriffsmöglichkeiten aufzeigen und erläutern, wie Schadensmeldungen für Debitkarten in EKS-Net zu erfassen sind. Allerdings wünschen wir uns eine stärkere Verzahnung und einen noch engeren Austausch aller Beteiligten – Polizei, Institutsmitarbeiter:innen und EKS.“


kartensicherheit.de:
„Sie haben bei Ihrem Vortrag viele verschiedene Betrugsszenarien dargelegt. Hätten Sie für die True-Crime-Freunde unter unseren Leser:innen einen echten Fall der letzten Zeit?“

Katharina Hoek:
„Ja, natürlich haben wir eine Vielzahl unterschiedlicher Delikte und Betrugsarten beschrieben. Wobei Social Engineering eigentlich das Riesenthema ist. Die Schwachstelle Mensch und die Flexibilität der Betrugsorganisation, die sich fortwährend unseren Schutzmechanismen anpasst, stellen uns vor besondere Herausforderungen.

Ich gebe Ihnen ein echtes Fallbeispiel: Ein Geschäftsmann ist auf Reisen. Da kommt ein Anruf, angeblich von seiner Bank, angeblich die Vertretung seines Bankberaters. Es gäbe ungewöhnliche Anfragen zum Konto des Geschäftsmannes. Man habe seine girocard gesperrt und ihm eine neue Karte zugesendet – an seine angebliche neue Adresse. Verblüfft kontert der Geschäftsmann, das hätte er nicht veranlasst! Genau das habe er sich gedacht und darum zum Telefon gegriffen, beruhigt ihn der Anrufer. Er würde jetzt veranlassen, diese rausgeschickte neue Karte zu sperren und seine ursprüngliche girocard wieder freizuschalten. Von ihm bräuchte er nur noch eine TAN dazu. Der Geschäftsmann ist unter Druck, erschrocken, in Sorge wegen des absehbaren Aufwands, im Glauben, von Dritten bedroht zu werden, die Kontrolle zu verlieren – alles auf einmal – und dankbar ist er auch, denn die Lösung scheint so nah ... er liefert die TAN. Das war’s.
Ähnlich erging es einer Kundin, die sogar noch nachgefragt hat, ob es denn mit rechten Dingen zugehe – man solle doch am Telefon keine Daten weitergeben. Der Anrufer lachte: Ja richtig, aber hier handle es sich um einen Ausnahmefall; was sie auf der Webseite des Instituts auch gern nachlesen könne. Im Ton überzeugend, hat er die Frau so beschwichtigt, dass sie ihm die TAN genannt hat.

Nun frage ich Sie: Wo genau fängt die Selbstverantwortung der Einzelnen an und wo hört die Schutzverpflichtung der Institute gegenüber ihren Kund:innen auf? Hier haben wir brisante Konfliktszenarien vor uns liegen! In den Medien wird diese Grauzone in der Regel polarisierend dargestellt, als wären entweder die Leute dumm oder die Institute nachlässig. Doch in Wirklichkeit warnen Banken und Sparkassen, wo sie nur können! Und die Kund:innen gehen sensibilisiert und vorsichtig vor. Dennoch fallen Menschen mit jedwedem IQ auf die unterschiedlichsten Betrugsmaschen rein. Denn die Täter:innen gehen psychologisch wirklich äußerst raffiniert vor und manipulieren die Opfer mit perfiden, perfektionierten Methoden.“


kartensicherheit.de:
„Und wie kann man sich Ihre Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden vorstellen? Was tut die EURO Kartensysteme da konkret?“

Katharina Hoek:
„Da gibt es ein paar feste Säulen – die übrigens grundsätzlich zeigen, wie sehr wir an Kooperation interessiert sind. Konkret teilen wir zum Beispiel dem BKA, zur Weiterleitung an die Landeskriminalämter, jeden Monat mit, ob es neue Angriffe auf Geldautomaten gab und wenn ja, auf welche.
Wenn Ermittlungsbehörden wegen Schadensfällen mit girocards und Co-Brands unsere Unterstützung brauchen, arbeiten wir mit. Oft werden zum Beispiel auch anhand von Kreditkartennummern die Kontoinhabenden gesucht, oder Karteninhabende anhand von Kassenbons. Wie man dabei vorgeht, haben wir bei der Kasseler Veranstaltung Schritt für Schritt erklärt.
Was auch immer mal wieder vorkommt, ist, dass wir Sachverständige bei Gerichtsverhandlungen stellen.“

Susanne Weickert-Peter:
„Dazu kommt noch alles, was wir unter dem Motto „Prävention durch Kommunikation“ betreiben. Bei unserer jährlichen Konferenz kartensicherheit.de haben wir unter anderem Kriminalisten an Bord, die z. B. über die Betrugsmasche mit den falschen Polizisten berichten. Wir schalten Anzeigen, wie im Magazin „Die Kriminalpolizei rät“, informieren über spezielle Radioformate, suchen die Zusammenarbeit mit Zeitungsredaktionen oder bringen relevante Pressemeldungen heraus. Mit Blick auf den wachsenden Themenkomplex Social Engineering stellt die Aufklärungs- und Informationsarbeit der EURO Kartensysteme vor allem den Risikofaktor Mensch in den Mittelpunkt – und das verbreiten wir auf den unterschiedlichsten Wegen.“


kartensicherheit.de:
„Frau Hoek, Frau Weickert-Peter, wir bedanken uns für Ihre Ausführungen.“


Haben Sie Interesse an einem ähnlichen Austausch, an Vorträgen oder Schulungen zur Betrugskriminalität? Sprechen Sie uns gerne an unter support-eksnet@eurokartensysteme.de.