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06/2022

Aktuelles zum Thema digitaler Euro

Chancen für die deutsche Kreditwirtschaft. Im Herbst 2021 starteten im Umfeld einer EZB-Untersuchungsphase Gespräche über die Möglichkeiten zur Umsetzung eines digitalen Euros.

 

digitaler euro

Im Rahmen einer zweijährigen Untersuchungsphase sollen die Kerneigenschaften festgelegt werden und ein Lösungsansatz entwickelt werden. Wie Dr. Jürgen Schaaf als Vertreter der EZB auf der 17. Konferenz kartensicherheit.de im Rahmen seines Vortrags im Mai des Jahres erklärte, wird er als eine digitale Verbindlichkeit der Zentralbanken definiert, die für den alltäglichen Zahlungsverkehr von Bürger:innen und Handel genutzt werden kann.
Der Hintergrund dieser Initiative liegt auf der Hand: Die Nachfrage nach Bargeld als Zahlungsmittel sinkt und Krypto-Assets privater Anbieter drängen mit digitalen Produkten auf den Markt, die, vorsichtig ausgedrückt, mit Risiken verbunden sind. So könnten beispielsweise Bitcoins aufgrund ihrer heftigen Kursausschläge und Ineffizienzen niemals eine Alternative zu gesetzlichen Zahlungsverkehrssystemen sein. Kryptowährungen verbrauchen Unmengen an Energie, erleichtern kriminelle und terroristische Aktivitäten, sie ermöglichen die Umgehung von Sanktionen und schaffen schlimmstenfalls Finanzrisiken.

Der digitale Euro wäre also ergänzend ein sicheres Angebot einer europäischen staatlichen Institution unter Beibehaltung des Umtauschversprechens, das den Kern des Währungssystems bildet und damit die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft unterstützt.

Was ist eine Central Bank Digital Currency (CBDC)?
Der Begriff Central Bank Digital Currencies, kurz CBDC, steht für digitales Geld, das von einer Zentralbank ausgegeben wird. Im Gegensatz zu Kryptowährungen, die keine Verbindlichkeit herstellen und keinen Wertanker haben, besitzen CBDCs damit die gleichen Tauscheigenschaften wie das bewährte Fiatgeld. Es geht also im Wesentlichen um Fungibilität und damit um eine digitale Verbindlichkeit der Zentralbank für den alltäglichen Zahlungsverkehr.

Da digitale Währungen der Geldpolitik der jeweiligen Zentralbank unterliegen, könnte, je nach Ausgestaltung, der digitale Euro auch gesetzliches Zahlungsmittel sein.


Zukunftsträchtige Geschäftsmodelle für Institute
Eine digitale Zentralbankwährung bietet viele Chancen. So würde beispielsweise bei Selbstbedienungs-POS im Einzelhandel oder an E-Ladesäulen künftig das Kartenterminal durch eine sehr bequeme Bezahlmethode, ähnlich der Geld-Senden-Funktion bei PayPal, ersetzt werden. Das Gleiche gilt auch für andere Situationen, bei denen der Einsatz von Bargeld nicht möglich ist.

Die Programmierbarkeit des digitalen Euros bietet die Möglichkeit, eine Zahlung mit einer Bedingung zu verknüpfen. Dieser Milliarden-Markt wird bisher von Drittanbietern, die anbietergebundene Gutscheinkarten an den Supermarktkassen verkaufen, abgedeckt. Künftig könnte dieses Guthaben als digitaler Euro so programmiert werden, dass es nur bei einem bestimmten Händler oder für eine definierte Warengruppe (Elektronik, Kleidung, Reise) genutzt werden kann.

 

Vereinfachte Zahlungsvorgänge durch Smart Contracts
Smart Contracts sind, vereinfacht ausgedrückt, Verträge, die sich selbst ausführen, ohne menschliche Unterstützung. Einsatzmöglichkeiten bieten sich überall dort, wo eine Wenn-dann-Beziehung besteht. Dies gilt beispielsweise für Zug-um-Zug-Geschäfte in Echtzeit.

Ein weiteres Beispiel ist die Kfz-Versicherung, bei der die Versicherungssumme mit dem Fahrverhalten des Versicherungsnehmers gekoppelt ist. Fährt der Kunde zu schnell, überholt in Kurven und gefährdet andere, stellt dies eine im Fahrzeug installierte Blackbox fest und erhöht automatisch die Versicherungsprämie.

In der Finanzbranche sind vielerlei Formen von Smart Contracts denkbar. Neben der klassischen Prozessabfolge einer Zahlung von Beauftragung, Autorisierung, Clearing, Settlement und Reconciliation ist beispielsweise auch ein Einsatz bei der Auszahlung von Hilfs- und Fördergeldern denkbar.


Ein digitaler Euro für die Zukunft
Der digitale Euro wäre eine Antwort auf den öffentlichen Bedarf an mehr Auswahl und Sicherheit und gleichzeitig ein Symbol des Fortschritts und der Integration in Europa. Als Ergänzung zum Euro-Bargeld könnten alle Bürger:innen Europas den digitalen Euro verwenden. Die Auswahl an Zahlungsarten würde erweitert und der europäischen Kreditwirtschaft würden attraktive Optionen für neue Geschäftsmodelle geboten.


Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Digitales_Zentralbankgeld

Vortrag Dr. Jürgen Schaaf (EZB) bei der 17. Konferenz kartensicherheit.de digital

https://www.computerwoche.de/a/was-sie-ueber-cdbc-wissen-muessen,3549753

https://www.der-bank-blog.de/ideensammlung-digitaler-euro/mobile-payment/37685596/?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_term&utm_content&utm_campaign=Der%20Bank%20Blog%20Newsletter%20T%C3%A4glich%20neu

https://www.der-bank-blog.de/geld-von-morgen/buchempfehlungen/37684668/?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_term&utm_content&utm_campaign=Der%20Bank%20Blog%20Newsletter%20T%C3%A4glich%20neu

https://www.it-finanzmagazin.de/so-positionieren-sich-die-volks-und-raiffeisenbanken-zum-digitalen-euro-136125/