zum vorherigen Artikel

Artikel 2022

zum nächsten Artikel

Artikel 2020

04/2021

Ein Jahr 50 Euro-Kontaktloslimit

Wie bewährt sich die Alltagserleichterung an den Kassen? Das Transaktionsvolumen müsste gestiegen sein ... und die Betrugszahlen ebenso? Ein Jubiläumsrückblick.

 

Vor einem Jahr, am 15. April 2020 war Einführungsstart: Die Deutsche Kreditwirtschaft hat das Limit für kontaktlose Kartenzahlungen ohne Eingabe der Geheimzahl auf 50 Euro verdoppelt. Und damit die Verbreitung der Kartenzahlung auch bei Bäcker, Metzger & Co. gefördert. Nun ist es an der Zeit für eine erste, mit Zahlen fundierte Bilanz.


Angebot und Wahrnehmung: Kontaktlos wird das neue Normal.

Eine repräsentative Umfrage von infas quo im Auftrag der EURO Kartensysteme belegt aktuell, dass das Bezahlen mit der kontaktlosen girocard für Verbraucher:innen zur Gewohnheit geworden ist. 69% der Kund:innen bezeichnen sich als sehr vertraut mit ihrer kontaktlosen girocard. Man schätzt die gefühlte Hygiene (84 %), Schnelligkeit (91 %) und einfache Handhabung (90 %).

Gleichzeitig ist die Anzahl der aktiven girocard-Terminals im Handel 2020 um mehr als 30.000 auf rund 904.000 gestiegen. Und die meisten Händler:innen haben ihre Kassensysteme mittlerweile auf das 50 Euro-Limit umgestellt. Immer mehr Läden weisen auch aktiv auf die kontaktlose Kartenzahlung hin. Alles Wissenswerte für den Handel bietet dazu die Broschüre „Bargeldloses Bezahlen am POS“, als pdf oder gedrucktes Exemplar kostenfrei hier erhältlich.

 

Bargeld: Kleinere Händler:innen machen Digitalisierungssprung.

Mindestens doppelt so schnell wie eine Barzahlung – in nur 11 Sekunden durchschnittlich – wird kontaktlos und PIN-frei mit girocard bezahlt. Unter Pandemiebedingungen willkommen! Dass jetzt vielerorts mit Karte bezahlt werden kann, wo früher nur Bargeld akzeptiert war, ist schon knapp der Hälfte (48 %) der Verbraucher:innen aufgefallen. Ein Drittel (32 %) hat diese neue Option direkt genutzt. Insbesondere bei Geschäften, die meist Kleingeldbeträge einnehmen, ist der Wandel eklatant. Allen voran die Bäckereien: 17 % der Befragten haben dort die neue Möglichkeit entdeckt und gleich die Karte gezückt. Desgleichen 7 % beim Metzger, am Marktstand und am Kiosk. Mehr als ein Drittel der befragten Verbraucher:innen hält selber aktiv Ausschau nach der Kartenzahlung in kleineren Geschäften. Jede:r Vierte geht bewusst in Läden, die bargeldlose Bezahlung anbieten.


Nutzung: Der Trend wird sich nicht mehr umkehren.

Die kontaktlose Zahlung entwickelt sich zum stabilen Verbraucherverhalten, wie die Zahlen zeigen. Die Gesamttransaktionen mit der girocard sind 2020 um 21,7 % gestiegen; sie wurde insgesamt 5,5 Milliarden Mal eingesetzt – fast eine Milliarde mehr als 2019. Der Umsatz wuchs um 12 % auf 236 Milliarden Euro. Der Anteil von Kontaktlos-Zahlungen stieg übers Jahr fast kontinuierlich auf über 60 % im Dezember; der Umsatz der berührungslosen Zahlvorgänge legte um mehr als das Doppelte zu.


Schäden: Geringe Quote gegenüber gigantischer Nutzung.

Betrüger haben es beim kontaktlosen Bezahlen nicht leichter! 2020 fanden zwar 39 % der gesamten Betrugstransaktionen kontaktlos ohne PIN am POS statt; diese Transaktionen machen aber lediglich ca. 1,6 % des Gesamtschadens im Bereich Lost/Stolen aus! Wobei die als verloren oder gestohlen gemeldeten Karten den allergrößten Teil der Bruttoschäden in der Debitkarten Schadensstatistik ausmachen. Deutlich zeigt sich der Trend, dass kontaktlose Karten häufiger für Kleinstbetragszahlungen eingesetzt werden. Die statistischen Werte sind also in Relation zu betrachten, auch wenn wir im Bereich kontaktlos mehr als eine Verdoppelung der Schadensfallzahl gegenüber dem Vorjahr verzeichnen.


Haftung bei kontaktloser Zahlung

Ende 2020 entschied der Europäische Gerichtshof, dass Verbraucher:innen bei Verlust einer kontaktlosfähigen Karte nicht für Zahlungen haften, die nach der Meldung des Kartenverlusts getätigt werden.

Banken können das Haftungsrisiko nicht ohne Weiteres den Kund:innen auferlegen. Nach dem Willen des Gesetzgebers sollen Verbraucher:innen keine finanziellen Folgen befürchten müssen, wenn sie rechtmäßig und sorgfältig mit ihrer Karte umgegangen sind und den Verlust und potentiellen Missbrauch der Karte unverzüglich ihrem kontoführenden Institut gemeldet haben.


Eine kurze Geschichte der Umstellungszeit.

Zu Beginn der Pandemie erhielt die kontaktlose Technik plötzlich eine wesentlich weitreichendere Bedeutung. Dem Wunsch nach Abstand und Hygiene, nach Vereinfachung und Beschleunigung des Bezahlprozesses im neuen Alltag konnte die Deutsche Kreditwirtschaft bald entsprechen. Die kreditwirtschaftlichen Autorisierungssysteme wurden mit Hochdruck auf den neuen Grenzwert von 50 Euro pro Einkaufssumme vorbereitet. Im April 2020 konnten bereits erste Netzbetreiber:innen und Händler:innen mit dem höheren Limit arbeiten. Nach einer Pilotphase an vier Standorten (Hamburg, Kassel, Frankfurt, München) folgten schrittweise Umstellungen bundesweit.

In der nächsten Newsletter-Ausgabe: Praktische Tipps für Kontaktlos-Anfänger und Fortgeschrittene.

 

Quellen:

https://www.girocard.eu/presse-mediathek/pressemitteilungen/2021/girocard-jahreszahlen-2020/

https://www.girocard.eu/presse-mediathek/pressemitteilungen/2021/ein-jahr-pandemie-und-das-bezahlen/

https://www.initiative-deutsche-zahlungssysteme.de/presse/pressemitteilungen/2021/24022021/

https://www.kartensicherheit.de/oeffentlich/newsletter/alle-artikel/artikel-2021/debitkarten-schadensstatistik-2020.html

https://www.initiative-deutsche-zahlungssysteme.de/aktuelles/2020/25112020/