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09/2020

Wenn Sie die 110 auf dem Display sehen, legen Sie am besten auf!

Wie falsche Polizisten ältere Menschen um ihr Erspartes bringen. Ein Interview mit Dirk Hintermeier, Landeskoordinator Prävention Cybercrime beim Landeskriminalamt in Wiesbaden, mit wichtigen Hintergrundinformationen und Tipps zum Umgang mit „falschen Polizisten“.

 

Herr Hintermeier, in den letzten Wochen konnte man öfters in der Presse lesen, dass falsche Polizisten alte Menschen um ihr Erspartes und ihre Wertsachen bringen. Kommt das denn häufig vor?

Ja, das ist wirklich ein Thema, das man nicht unterschätzen sollte. Wir hatten beispielsweise im vergangenen Jahr allein hier im Bundesland Hessen mehr als 600 versuchte und vollendete Delikte, alle mit „falschen Polizisten“. Insgesamt wurden dabei 1,5 Millionen Euro erbeutet.


Wie gehen die Täter denn vor?

Die Täter sind gut organisiert und arbeiten arbeitsteilig. Sie suchen sich im Telefonbuch Menschen mit Vornamen, die man eher in der Generation der älteren Menschen vermutet, also beispielsweise Alfred oder Margarete. Dort rufen sie dann an. Dabei benutzen sie einen technischen Trick, mit dem es ihnen gelingt, auf dem Display des Angerufenen die Nummer 110 erscheinen zu lassen.


Der Angerufene hat also das Gefühl, da meldet sich die Polizei.

Ja, nur rufen wir von der Polizei nie über die Nummer 110 bei irgendwem an. Aber die Täuschung wirkt.


Was passiert dann?

Der falsche Polizist erzählt nun, meist in akzentfreiem Deutsch, von einer akuten Gefahrensituation, beispielsweise einer Diebesbande, die gerade in der Gegend sei. Es gelte jetzt, schnell alle Wertsachen in Sicherheit zu bringen. Ein Kollege, auch Polizist, komme gleich vorbei und würde alle Wertsachen, die im Haus oder in der Wohnung sind, also Schmuck, Geld und sonstige Dinge von Wert, abholen. Kurz darauf steht dann tatsächlich jemand vor der Tür und holt alles ab. Manchmal schrecken die Täter sogar noch nicht mal davor zurück, mit den alten Menschen auch zur Bank zu gehen und dort Geld abzuheben, weil das angeblich auch in Gefahr sei.


Was kann man denn tun, um sich zu schützen?

Wir rufen, wie gesagt, grundsätzlich nicht über die Nummer 110 an. Die Polizei stellt auch nie Bargeld oder andere Wertsachen vorsorglich sicher. Wer also so an Sie herantritt, ist kein Polizist, sondern ein Betrüger! Lassen Sie sich am Telefon grundsätzlich nicht unter Druck setzen, und machen Sie keine Angaben zu Lebensverhältnissen und Wertsachen in Ihrer Wohnung. Am besten ist es, einfach aufzulegen. Danach sollte man die Polizei anrufen, gerne auch über die 110. Denn nur, wenn wir über betrügerische Aktionen informiert sind, können wir handeln. Weiterhin sollte man grundsätzlich keine fremden Menschen in seine Wohnung lassen und kein Geld an fremde Personen übergeben.


Wo kann man sich denn informieren?

Über diesen Link gelangen Sie zur Präventionsseite der Polizei. Hier gibt es Informationen und Tipps, die man sich auch vorlesen lassen kann.

 

Das heißt, hier kann man auch Informationen runterladen und ausdrucken um sie dann den Eltern oder Großeltern zu geben.

Ja, das wäre eine gute Idee! Die meisten Bundesländer haben übrigens auch eine sehr gute WarnApp fürs Smartphone, die ich sehr empfehlen kann!

 

Herr Hintermeier, vielen Dank für dieses Gespräch!