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11/2023

Achtung, Trickdiebstahl: Erhöhte Warnstufe vor Weihnachten!

Alle Jahre wieder Hochkonjunktur für Langfinger? Nein danke. Bei Adventsbummel oder Geschenke-Shopping kann Unachtsamkeit das ganze Fest verhageln. So durchschauen Sie die Tricks der Taschendieb:innen!

Die vorweihnachtlichen Wochen gelten als Brennpunktzeit für den Taschendiebstahl. Insbesondere das Getümmel auf Weihnachtsmärkten und Veranstaltungen, das Gedränge in Einkaufszentren und öffentlichen Verkehrsmitteln machen sich die Dieb:innen zunutze. Nur wenige Sekunden kann es dauern, bis Geldbörse, Karte oder Autoschlüssel weg sind.

 

Was sagt die Polizei zum Taschendiebstahl in Deutschland?

Die polizeilichen Kriminalstatistiken zählen den Diebstahl aus am Körper getragener Bekleidung- oder Handtaschen in deutschen Großstädten nach wie vor zu den häufigsten Delikten. 2021 entstand auf diesem Deliktfeld trotz Lockdown ein Schaden von 21,4 Millionen Euro durch 72.903 angezeigte Fälle. Mit Öffnung des öffentlichen Lebens wurde 2022 ein Anstieg auf 98.512 Fälle verzeichnet. Zuvor waren die Fallzahlen über die Jahre stetig gesunken.

Die meisten Fälle bleiben unaufgeklärt – 93,7 % waren es 2021 beispielsweise – weil der Diebstahl in der Regel nicht gleich bemerkt wird, sodass eine Identifikation der Täter:innen kaum möglich wird. Sie agieren nicht nur professionell, sondern sind oft arbeitsteilig im Duo oder in kleinen Gruppen organisiert.

Übrigens sind Seniorinnen und Senioren insgesamt viel seltener von Straftaten betroffen und leben sicherer als andere Altersgruppen. Eine Ausnahme war lange Zeit der Handtaschenraub bei älteren Frauen; schon seit etwa zwei Jahrzehnten sinken hier die Fallzahlen besonders bei den älteren Frauen. 

 

Mit welchen Tricks arbeiten die Taschendieb:innen? Fünf Beispiele.

  1. Zwischen Glühweinstand und Kinderkarussel passiert es. Zwei Frauen halten dem Herrn ein Handy vors Gesicht, bitten ihn, ein Taxi für sie zu rufen. Der Mann ist verdutzt, die Situation unübersichtlich. Eine der Frauen greift dem Mann in die Brusttasche, in der sein Geldbeutel steckt. Mit der Beute rennen die Diebinnen davon.
  1. „Entschuldigung, könnten Sie mir vielleicht Geld wechseln?“, fragt der Unbekannte und redet auf den hilfsbereiten Herrn unbeirrt weiter ein, als dieser sein Portemonnaie hervorholt. Er quatscht, gestikuliert, wirft seine Münzen in die Börse, verabschiedet sich dankend. Dann erst bemerkt der Helfer, dass ihm Banknoten entwendet wurden.
  1. So ähnlich wie der Wechseltrick funktioniert auch der Auskunfttrick: Fremde fragen nach dem Weg und halten den Angesprochenen einen Stadtplan vor. Sie versuchen sich zu orientieren, ihre Taschen werden unterdessen geplündert.
  1. Wo Bratwürste und Pommes duften, liegt der Fleckentrick in der Luft. Mit Ketchup, Senf, Mayo werden die Opfer erst bekleckert und dann beim wortreichen, hektischen Reinigungsversuch bestohlen. Mit jedem Punsch funktioniert die Masche freilich genauso gut.
  1. Auch nach dem Prinzip „ablenken – anrempeln – Beute übergeben“ überlisten diebische Gruppen ihre Opfer. Im Gedränge wird die Person angestoßen oder in die Zange genommen, alternativ bleibt der Vordermann abrupt stehen oder bückt sich plötzlich. Das Opfer will der Kollision entgehen, ist abgelenkt. Im selben Moment fischt ein:e Kompliz:in nach den Wertsachen.

 

Was rät die Polizei zum Schutz vor Taschendieb:innen?

  • Gewöhnen Sie sich an, in Menschenansammlungen besonders aufmerksam zu sein. Vermeiden Sie öffentliches Hantieren mit größeren Geldmengen. Werden Sie von Fremden angesprochen, seien Sie vorsichtig!
  • Zum Weihnachtsmarktbesuch sollten Sie nur das Notwendigste an Bargeld oder die girocard dabeihaben. Die PIN gehört ausschließlich in den Kopf! Sie darf niemals im Geldbeutel und schon gar nicht auf der Zahlungskarte notiert sein.
  • Tragen Sie Karte, Geld und Smartphone möglichst separat, in verschiedenen verschlossenen Innentaschen dicht am Körper. Nutzen Sie Reißverschlüsse und Knöpfe der Taschen. Vermeiden Sie die hinteren Hosentaschen!
  • Ein Brustbeutel, Geldgürtel oder eine am Gürtel angekettete Geldbörse sind ratsam und längst modisch machbarer. Handtaschen tragen Sie stets geschlossen, mit dem Verschluss in Richtung Körper, im Gedränge fest unterm Arm oder vor dem Körper.
  • Ausspähen verhindern! Sogenannte Shouldersurfer tummeln sich gern an Geldautomaten und Bezahlterminals. Versuchen Sie, Ihre Karte vor dem Einsatz unauffällig hervorzuholen – woher, muss nicht jeder sehen können. Schirmen Sie das Tastenfeld am Terminal gut gegen fremde Blicke ab. Bitten Sie sich Abstand vom Hintermann aus.

 

Nach der Schrecksekunde sofort 116 116 anrufen! 

Schöne Bescherung, wenn man den Verlust seiner Zahlungskarte entdeckt – aber keine Katastrophe, sofern Sie schnell reagieren: Blockieren Sie unverzüglich kriminelle Kontozugriffe! Mit einem Anruf beim Sperr-Notruf 116 116 setzen Sie die finanziellen Sicherheitsmaßnahmen in Gang. Kostenlos aus dem deutschen Festnetz, täglich rund um die Uhr erreichbar.

Der Diebstahl ist bei der Polizei anzuzeigen. Glück im Unglück: Auf Weihnachtsmärkten und Einkaufsmeilen sind die Beamten jetzt vermehrt präsent. Die Polizei kann die girocard übrigens auch für das elektronische Lastschriftverfahren sperren. Beobachten Sie Ihre Kontobewegungen der nächsten Zeit sehr sorgfältig, um unrechtmäßige Transaktionen zurückbuchen zu lassen.

Letzter Tipp: Laden Sie sich die Sperr-App aufs Handy und bereiten Sie damit für den Fall des Falles Ihre Kartensperrung vor – um so besser kommen Sie in der unwillkürlichen Aufregung zurecht.

 

Quellen:

https://www.bundespolizei.de/Web/DE/02Sicher-im-Alltag/01Vorsicht-Taschendiebstahl/04Statistik/statistik_node.html

http://www.polizei-beratung.de

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2462/umfrage/anzahl-ausgewaehlter-diebstahlsdelikte/

https://www.bmfsfj.de/resource/blob/95226/8e37c90f99e664d65ef3f1c1cc2e2380/rate-mal-wer-dran-ist-data.pdf