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04/2022

Willkommen, umweltgerechte Kartenangebote!

Alternative Kartenkörper sind unverzichtbar für die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit. Karte und Korpus können nicht erst seit ein-zwei Jahren einen signifikanten Beitrag zur Entlastung der Umwelt leisten. Was hat sich hier Neues getan?

 

„Sustainable Finance“ ist ein Top-Thema. Nachhaltigkeit wird bald die Grundlage allen unternehmerischen Handelns sein, sagen Marktforscher wie KfW Research. Im Banking zeichnet sich das seit geraumer Zeit beim Thema Geldanlagen ab, in deren Schatten physische Produkte wie die Karte eher zu kurz kommen. Dabei würde sich eine Strecke vom Nordkap bis nach Südafrika ergeben, legte man all die kleinen Kredit- und Girokarten aneinander, die sich in Deutschland in Umlauf befinden.


Wie konkret sind nachhaltige Bezahlkarten im Alltag angekommen?

Nachhaltige Karten erleben eine deutlich verstärkte Nachfrage. Im Sommer 2021 hatten bereits über 60 Finanzinstitute Mastercards aus recycelbaren oder abbaubaren Stoffen im Sortiment. Schließlich begrüßt ein wachsender Bevölkerungsanteil wirkungsvolle Ideen für eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Lebensweise. Seit Jahresbeginn sind in Deutschland außerdem umfangreiche gesetzliche Neuerungen in Kraft getreten, um mehr Kunststoff wieder zu Kunststoff werden zu lassen bzw. Erdölverbrauch und Müllaufkommen zu senken. Womit auch die Kartenindustrie direkt gefordert ist.

Anfang April hat der Deutsche Sparkassen- und Giroverband DSGV nun eine Selbstverpflichtung deutscher Sparkassen für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften veröffentlicht, inspiriert durch die „Prinzipien für verantwortungsvolles Banking“ der Vereinten Nationen, deren eindringliche Appelle bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz COP26 intensiviert wurden.

 

Wiederverwertung hat Zukunft

Jahr für Jahr werden in Deutschland rund 30 Millionen neue Zahlungskarten herausgegeben. Für den Kartenkörper hat sich aus rein praktischen Gesichtspunkten Kunststoff am besten bewährt, denn im Alltag kommt es auf robustes, bruchsicheres Material zur optimalen Technologie-Einbettung an. Was Nachhaltigkeitsforderungen betrifft, gilt Kunststoff in recycelter Form aktuell als beste Lösung.

Der DSGV prüft derzeit einen neuen Produkttyp in Feldtests, dessen Kartenkörper aus wiederverwerteten Altkarten besteht.
Marktalternativen sind beispielsweise Recycling-PVC oder sogenanntes Ocean-Plastic, das aus dem Meer zurückgewonnen wurde. Gerade dieses Material ist für viele Menschen mit Emotionen verbunden, wenn man bedenkt, dass in jeder Minute eine LKW-Ladung Plastikmüll in den Weltmeeren landet.

Kartenkörper aus recyceltem Kunststoff machen keine Kompromisse bei Qualität, Haltbarkeit und Interface-Technologie. Bis zu acht Mal kann herkömmlicher PVC ohne Qualitätsverluste wiederverarbeitet werden; dessen schadstoffreduzierte Alternative PETG verhält sich genauso. Recycelte Plastikkarten wirken aber nicht nur der Umweltverschmutzung entgegen. Jedes Kilo zurückgewonnenes Plastik spart zudem zwei Kilo CO2 ein, da kein neues stattdessen produziert wird.


Ist der Kartenkörper aus Maisstärke aus dem Rennen?

2017 wurde die erste „echte grüne Kreditkarte“ aus herkömmlichem Mais bzw. auf Polymilchsäure-Basis (PLA) von einer deutschen Bank auf den Markt gebracht. Nicht anders als ihre Vorbilder, trug diese „Bio-Plastikkarte“ Chip, Magnetstreifen und Sicherheitsnummer. Doch Mais hat als nachwachsender Rohstoff auch den Nachteil, gesunde Böden schnell auszulaugen. Kompostierbar ist die PLA-Karte außerdem nicht wegen Hologramm, Magnetstreifen und Unterschriftenfeld. Die Feldforschung zu einer nachhaltigen Sparkassen-Card aus Polylactid hätte zur deutschlandweiten Einführung im Herbst 2021 führen können, doch davon ist heute nicht mehr die Rede.


Welche alternativen Kartenmaterialien gibt es außerdem?

Metallkarten sind keine echte nachhaltige Alternative, da sie bereits bei der Herstellung sehr hohe Energiemengen verbrauchen.

Ahorn, Bambus, Eiche, Walnuss & Co. werden als Ausweichmöglichkeit mittlerweile auch skeptisch betrachtet. Holz verzeichnet heute eine Preisexplosion und weltweite Materialknappheit; nur ein hoher Standard und die heimische Forstwirtschaft kämen überhaupt infrage. Dennoch gibt es Beispiele wie die Visa Card, die aus nachhaltig angebautem Kirschholz aus Österreich besteht: Allein durch ihren Besitz können laut Unternehmensangaben 11,3 Tonnen CO2 vermieden werden, was dem jährlichen CO2-Fußabdruck eines durchschnittlichen deutschen Bürgers entspricht.

Chipkarten aus FSC-zertifiziertem Karton können mit RFID- bzw. NFC-Chips und Magnetstreifen produziert werden. Mit einer Haltbarkeit von bis zu einem Jahr entfallen sie jedoch als Alternative für die mehrjährigen Kredit- und Debitkarten. Ähnlich wie aus pflanzlichem Zellstoffgemisch hergestellte Karten; Grasfasern, Gingko, Zuckerrohr- oder Zellstoffkarton als Basis sind recyclingfähig, biologisch abbaubar bzw. kompostierbar. Vollständig biologisch abbaubar ist auch ein innovatives Produkt aus Bio-PVC, das mit Umweltfreundlichkeit die Vielseitigkeit von PVC verbindet.


Innovative Kartenkonzepte für vereintes Engagement

Trendgerecht laden Banken und Sparkassen ihr Angebot von Debit- und Kreditkarten immer häufiger mit Nachhaltigkeitsvorteilen auf. Beispielsweise mit dem Versprechen, pro 100 Euro Kartenumsatz einen Baum zu pflanzen. Oder durch den Erwerb einer „Grünen Kreditkarte“ ausgewählte nachhaltige Projekte mit einer kleinen Summe zu fördern, welche das Institut aus seinen Mitteln verdoppelt. Zugunsten regionaler Projekte zu Bienenvölkern, Aufforstung oder Streuobstwiesen. Ideen, die Schule machen werden.

 

Quellen:

https://www.sparkasse-saarbruecken.de/de/home/ihre-sparkasse/nachhaltigkeit/gruene-kreditkarte.html?n=true&stref=imagebox

https://www.lifeverde.de/nachhaltigkeitsmagazin/news-tipps/gruene-kreditkarten-fuer-nachhaltiges-einkaufen

https://www.money2gocard.de/blog/kreditkarte-aus-mais

https://www.allaboutcards.de/de/plastikkarten/karten/umweltfreundliche-karten

https://www.presseportal.de/pm/121739/4500496

https://www.card-solution.at/bio-karten

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200123_OTS0103/umweltfreundliche-chipkarten-aus-karton-als-alternative-zu-herkoemmlichen-plastikkarten-bild

https://www.der-bank-blog.de/drei-punkte-nachhaltige-wirtschaft/studien/37683845