Tokenisierung – Was steckt dahinter?
kartensicherheit.de liefert eine kompakte Begriffsklärung. Der Begriff Token wird in unterschiedlichen Kontexten, sehr häufig auch im Bereich von Kryptowährungen, benutzt. Aber was genau ist ein Token?
Das Thema digitales Geld ist auch bei kartensicherheit.de nicht neu. Bereits im Dezember 2019 beschäftigten wir uns im Beitrag: „Was hat die Blockchain auf dem Kerbholz?“ mit diesem Thema und versuchten, dieses Themenfeld leicht verständlich aufzubereiten. Im Januar 2020 ging es dann im Beitrag „Bitcoin schürfen in der Mine“ um Kryptowährungen. Beide Beiträge sind nach wie vor aktuell.
Was ist eigentlich ein Token?
Heute geht es also um das Thema „Tokenisierung“. Der Begriff Token wird in der Datenverarbeitung schon lange verwendet. Er kommt ursprünglich aus dem Englischen und steht für einen Gutschein, einen Jeton, eine Münze, eine Wertmarke. Zurzeit wird der Begriff inflationär verwendet, hat an sich aber nur eine geringe Bedeutung und steht vielmehr stellvertretend für verschiedene Ansätze bei digitalen Verfahren.
Token ohne Wert
Im Kartengeschäft kennen wir bereits Tokens bei der sogenannten EMV-Tokenisierung. Dabei werden Kartennummern durch Tokens ersetzt, welche algorithmisch oder zufällig bestimmt werden. Diese Tokens dienen lediglich der Verschleierung der tatsächlichen Kartennummern, um die missbräuchliche Verwendung derselben zu erschweren, sehen aber aus wie Kartennummern und werden bei der Transaktionsverarbeitung teilweise auch wie normale Kartennummern verwendet. Diese Tokens haben also selbst keinen Wert.
Token für den Zugriff auf einen Wert
Bei Kryptowährungen wie Bitcoin und ähnliche, die auf einer Blockchain basieren, wird der Begriff Token oft missverständlich verwendet.
Die Blockchain bei Bitcoin ist eine Datenbank, die aus einer Kette von Blöcken mit Bitcoin-Transaktionen, quasi ein Transaktionsregister, besteht, die ohne zentralen Administrator dezentral und manipulationssicher geführt wird. Dabei wird ein Algorithmus verwendet, der aus einer neuartigen Kombination von altbewährten kryptographischen Verfahren besteht. Jeder neue Block mit Transaktion ist mit allen vorhergehenden Blöcken verkettet und muss den gleichen Regeln gehorchen.
Jeder, der der Kette die nächsten Transaktionen hinzufügen möchte, versucht als Erster, den nächsten gültigen Block von Transaktionen gemäß dem Algorithmus zu errechnen, das sogenannte Schürfen oder Mining. In dem neuen Block ist eine Transaktion über einen Bitcoin zu seinen Gunsten enthalten. Alle anderen Beteiligten können den neuen Block als gültiges, nächstes Glied der Kette verifizieren.
Der Begünstigte einer Bitcoin-Transaktion wird durch das Schlüsselpaar für das im Algorithmus verwendete Kryptoverfahren repräsentiert. Sein Guthaben in Bitcoins ergibt sich durch die Gesamtheit aller Transaktionen in der Kette zu seinen Gunsten. Nur wer den privaten Schlüssel des Schlüsselpaars besitzt, kann Transaktionen zu seinen Gunsten auslösen. Also könnte man diesen Schlüssel als Token verstehen, der den Zugriff auf das Bitcoin-Guthaben ermöglicht. Man könnte ihn auf ein Blatt Papier schreiben, das man tunlichst in einem Safe aufbewahren sollte. Bitcoins selbst werden aber nicht durch Tokens repräsentiert.
Andere Tokens repräsentieren einen Wert in einem gewissen Kontext
Ein Utility Token kann über sogenannte smart contracts auf Basis einer Blockchain als Gutschein zum Kauf von Produkten oder Dienstleistungen verwendet werden. Dem Token können dabei Eigenschaften zugeordnet werden. Ein Guthaben über 100 € könnte dann beispielsweise nur bei einem bestimmten Händler oder nur für Nahrungsmittel eingelöst werden. Diese Tokens erfahren ihren Wert also nur durch den vertraglichen Kontext und referenzieren ansonsten eigentlich nur den Vertrag, sind also quasi eine Vertragsnummer.
Besonders im Trend sind zurzeit NFTs. Die Abkürzung steht für nicht fungible Token. Zum Beispiel sind Kunstwerke oder andere Unikate einzigartig und nicht teilbar. Sie können nur als Ganzes gehandelt werden. Als weiteres Beispiel sei hier der Gebrauchtwagen genannt, der durch Modellbezeichnung, Kilometerstand und Ausstattung u.ä. eindeutig identifiziert werden kann. Diesen Objekten wird dann z.B. in einer Blockchain das NFT als Referenz (z.B. eine URL) auf das Unikat zugeordnet, ohne dass damit etwas über die Gültigkeit oder Integrität der Referenz oder des referenzierten ggf. digitalen Gutes ausgesagt wird. Nur durch die Transaktionen in der Bockchain mit diesem NFT entsteht der Wert des NFT, quasi als Verabredung aller Beteiligten in diesem Kontext, dass der Begünstigte der Transaktion der Eigentümer des durch den NFT referenzierten Gutes ist.
Ähnlich verhält es sich mit Security Token, welche in der Blockchain mit bestehenden Vermögenswerten verknüpft werden. Dabei stellt jeder Security Token den Bruchteil eines handelbaren Vermögenswertes dar, wie ein Auto, ein Gemälde, eine Aktie oder eine Immobilie. Dadurch, dass auch Bruchteile dieser Vermögenswerte gehandelt werden können, wäre es den Eigentümer:innen eines wertvollen Oldtimers beispielsweise möglich, auch einen Bruchteil des Fahrzeugs zu verkaufen und so zu Geld zu kommen, ohne auf den Besitz und damit die Nutzung des Oldtimers zu verzichten.
Der nächste Schritt der Digitalisierung ist nicht die Tokenisierung
Bisher wurde nur der Prozess der Geldübertragung digitalisiert, zum Beispiel bei einer Überweisung. Nun wird die Eigentumsübertragung von digitalen und nicht digitalen Gütern digitalisierbar. In einem Beitrag des Bank Blogs sieht Finanzmarktexperte Dr. Ulli Spankowski vielfältige Ausgestaltungen und Einsatzgebiete und verbindet diese mit dem Begriff der Tokenisierung. Unternehmen könnten sich über die Ausgabe von Token neue Geschäftsmodelle und Finanzierungsmethoden, zum Beispiel über Pay-per-Use-Modelle erschließen. Auch für Investor:innen eröffneten sich durch die Tokenisierung eine Vielzahl an neuen Investmentmöglichkeiten in zuvor kaum handelbare Vermögenswerte. Die Betonung des Begriffs Tokenisierung in diesem Beitrag lenkt jedoch davon ab, dass der Schlüssel zu diesen neuartigen Möglichkeiten nicht in der Tokenisierung liegt, sondern in den digitalen Handelsplattformen, z.B. basierend auf den technischen Mechanismen einer Blockchain. In der Transaktion einer Blockchain braucht ein handelbares Ding einen Namen, das sogenannte Token.
Nur durch den Kontext, d.h. einen Rahmen aus organisatorischen und vertraglichen Regeln und nicht zuletzt durch aufsichtsrechtliche Anforderungen entsteht Vertrauen für Marktteilnehmer und damit ein funktionierendes digitales Ökosystem – der Rest ist Technik, und Tokenisierung ist ein Teil davon.
Quellen:
https://n26.com/de-de/blog/was-ist-ein-token
https://www.der-bank-blog.de/tokenisierung-schritt-zukunft/technologie/37682333/
https://paymentandbanking.com/die-tokenisierte-oekonomie-zahlen-und-handeln-dank-blockchain/
https://gettotext.com/deutsch/fungibel-wofur-das-f-in-nft-steht-und-warum-es-wichtig-ist/