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07/2022

Die Debit-Schadensstatistik fürs 1. Halbjahr 2022 ist da!

Diebstahl von Karte und PIN verursacht den größten Schaden. Der menschliche Faktor ist unser größtes Sicherheitsthema. Karteninhaber:innen gehen leider noch allzu oft leichtsinnig mit ihrer PIN um.

 

Die hohen technischen Sicherheitsanforderungen ermöglichen Verbraucher:innen den geschützten, sorgenfreien Einsatz von über 100 Mio. ausgegebenen girocards und PINs. Wenn jetzt noch alle Karteninhaber:innen die PIN im Sinn hätten und ihre Bezahlkarten sicher verwahren würden, wäre die deutsche Kreditwirtschaft gegen die meisten Betrugsarten gefeit.


Wie kommen die Täter:innen an Karte und PIN?

Wie die aktuelle Debit-Schadensstatistik für Januar bis Juni 2022 zeigt, gibt es viele Betrugsfälle, die den Rückschluss zulassen, dass Kund:innen die Geheimzahl zur verschollenen Karte in irgendeiner Weise mitgeführt oder sie einem Dritten mitgeteilt hatten. Durch Ausspähen allein können diese Fallzahlen nicht erklärt werden, auch wenn manche Kund:innen ihre PIN-Eingabe am Terminal nicht ausreichend gegen Shouldersurfer abschirmen.


Verlust und Diebstahl: Marginal insgesamt trotz deutlicher Signale

Die Betrugsfallanzahl durch Verlust/Diebstahl erhöhte sich um 68 % auf 9.100 Fälle im 1. Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings stiegen die girocard-Einsätze insgesamt im gleichen Zeitraum erheblich, da in der Corona-Pandemie das kontaktlose Bezahlen mehr und mehr an Beliebtheit gewann. Der Schaden fiel mit 11.685 T€ um 55 % höher aus als 2021 (Januar bis Juni 7.535 T€). Sowohl die Fallanzahl, als auch die Schäden durch Diebstahl liegen gegenüber dem Gesamtumsatz und den Bezahlvorgängen nach wie vor im unteren Promillebereich. Die gestohlenen Karten werden von den Trickbetrüger:innen am häufigsten zur Erlangung von Bargeld an Geldautomaten eingesetzt.


In der Konsequenz ergibt sich eine Fortsetzung der Sicherheitskampagne „PIN im Sinn“, um eine Verhaltensänderung zum einzig richtigen „Speichern“ zu ermöglichen. Die Geheimzahl gehört nur in den eigenen Kopf!


Dubletten: Steigende Anzahl der Manipulationen bei gleichzeitig stark rückläufigen Schadensfällen

Im Deliktsbereich Skimming wurden während des 1. Halbjahres 84 Kartenfälschungsfälle in dem Zahlungssystem Maestro im Ausland gezählt. Dies entspricht einem Rückgang um fast 86 % gegenüber den Vergleichsmonaten 2021. Die Schadenshöhe verringerte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 70 % (von 293 T€ auf 87 T€). Das Geschäftsmodell Skimming ist für die Betrüger:innen durch die weltweite Umsetzung der sicheren EMV-Chip Technologie an Karte und Terminal zum Auslaufmodell geworden, setzt man beispielsweise die Schadenssumme aus 2011 mit 14 Mio. € im 1. Halbjahr ins Verhältnis.

63 % der Dubletteneinsätze fanden in Brasilien, 22 % in USA und 14 % in St. Lucia statt.

Die Skimming-Angriffe sind im Halbjahresvergleich zwar von 63 auf 140 gestiegen, jedoch konnten nur 84 der abgegriffenen girocard-Kartendaten nach Dublettenerstellung im außereuropäischen Ausland eingesetzt werden. Lagen die Schwerpunkte der Angriffsziele Anfang bis Mitte 2021 noch in Bayern und Niedersachsen, kam es nun hauptsächlich in Hamburg und Niedersachsen zu Manipulationen.


Physische Angriffe auf Geldautomaten

Während sich die mechanischen Angriffe ungefähr auf Vorjahresniveau halten, haben Sprengstoff-Attacken in Q1/Q2 bereits das Niveau des ein oder anderen Vorjahres erreicht. Sollte diese Tendenz zu Geldautomatensprengungen unverändert anhalten, würde das Jahresergebnis 2022 einen neuen Höchststand erreichen. Dabei fallen besonders der zunehmende Einsatz von Festsprengstoff sowie von unbekannten Sprengmitteln auf. Diese wurden vergangenes Jahr erstmalig und dann gleich zahlreich registriert; im ersten Halbjahr 2022 beträgt ihre Zahl bereits fast das Doppelte des gesamten Vorjahres.


Welche Gründe sind hinter diesen Entwicklungen zu vermuten?

Natürlich galten für das Vergleichshalbjahr 2021 noch besondere Umstände wegen der Pandemie, und nun schlagen sich die aufgehobenen Reisebeschränkungen in der Statistik nieder. Mehr Mobilität bedeutet immer auch mehr Möglichkeiten für den Verlust oder Diebstahl der Karte; das bildet sich im ersten Quartal deutlich ab. Dann verschärfen die Folgen des Ukraine-Krieges die finanzielle Lage für große Teile der Bevölkerung zunehmend, gleichzeitig mehren sich die Delikte.