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05/2022

Das war die 17. Konferenz kartensicherheit.de digital

Ein wichtiger Event-Tag für die Payment-Branche voller „Ahs“ und „Ohs“ aus persönlicher Sicht. Branchen-News zu Karte, Betrug, Schäden, Prävention und Initiativen in ihrer spannendsten Form. Neueste Zahlen, Entwicklungen, Ankündigungen. Expertenwissen geballt. Vorträge, die lange nachwirken. Gerne wieder!

 

Was die Sicherheitskonferenz der EURO Kartensysteme – diese Momentaufnahme unserer Payment-Welt, wie wir sie nur einmal im Jahr betrachten können – neben allen Fakten und News so faszinierend macht: Eigentlich ist das eine Geschichte von Halunken und Verfolgungsjagden, von Kämpfer:innen, Visionär:innen und guten Geistern und von Glaspalastgeflüster, ja sogar Liebe und sehr, sehr viel Geld. Die entsprechenden Vortragsmomente finden Sie hier zwischen den Zeilen wieder.


Vorhang auf für den neuen Geschäftsführer der EURO Kartensysteme

Oliver Hommel nehme ich sofort seine Rolle als „Fels in der Brandung“ ab. Folgen wir seinem Managerblick fürs große Ganze: Durch den Krieg in der Ukraine stellen sich neue Fragen im Zahlungsverkehr beispielsweise zu Sanktionen, Geldwäsche, Souveränität. Gleichzeitig wird die Bedeutung unserer selbstbestimmten Kontrolle über eine kritische Infrastruktur um so deutlicher. Auch wenn die European Payment Initiative EPI nicht zum Erfolg gelangt ist, so sehen wir aber, welch wichtiges Gut an sich es bedeutet, in Deutschland ein Zahlungssystem souverän zu betreiben. Bravo und Respekt!

Und dann macht Wiedersehen Freude mit den beiden „Urgesteinen“ der Sicherheitskonferenz, Moderator Thomas Sauerlaender und der ersten Referentin, Margit Schneider, Leiterin der Abteilung „Sicherheitsmanagement Zahlungskarten“ bei der EURO Kartensysteme. Mehr als 200 Teilnehmer:innen verfolgen die Vorträge live an Ihren Bildschirmen.


EKS-Net: Schadenserfassung, -bearbeitung und Trends in Zahlen

EKS-Net bildet den Themenrahmen, mit dem die Konferenz ihre Fachvortragsreihe beginnt und als Praxis-Workshop für die sachkundigen Institutsmitarbeiter:innen beendet. Welche Möglichkeiten das Betrugserfassungssystem der EURO Kartensysteme GmbH bietet, verknüpft Margit Schneider mit den neuesten Zahlen der Schadensentwicklung 2021. Im Lost/Stolen-Bereich fällt auf, dass die Anzahl dieser Transaktionen zwar gestiegen ist, aber der Schaden geringer ausfällt. Auch kontaktlose Transaktionen ohne PIN haben zugenommen, während der Schaden relativ gering geblieben ist. Der Kontaktlos-Anteil an der Gesamtschadenssumme Lost/Stolen Q1 2022 liegt bei 7,5 %, wobei etwas mehr als die Hälfte mit der PIN zustande kam. Das erhöhte Limit von 50 Euro für Kontaktlos-Zahlungen nutzen die Betrüger:innen nicht.


Exkursion in die Rechtslandschaft

Mobile Zahlungen mit Smartphone und -watch werden zunehmend beliebter, aber wie sieht es mit der Haftung aus, wenn Kund:innen solche Zahlungen angeblich nicht autorisiert haben? Susanne Raupbach, Justiziarin der EURO Kartensysteme GmbH klärt uns über Sorgfaltspflichten der Verbraucher:innen und den sog. Anscheinsbeweis nach derzeitiger Rechtsprechung auf.


Es gibt viel zu tun: Die digitale girocard und andere Zukunftstreiber

Matthias Lange vom Bundesverband deutscher Banken e.V. zeichnet ein positives Bild von der Zukunft der girocard, denn die Bevölkerung liebt sie. Und ihre Weiterentwicklung zur digitalen girocard für den Einsatz im E-Commerce ist im fortgeschrittenen Stadium. Auf die Branche kommt außerdem – neben dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das bis Juni 2025 umzusetzen ist – wohl auch die Dritte Zahlungsdiensterichtlinie zu.

Die PSD3 am Horizont sieht auch Peter Lauth, Senior Risk Manager bei Visa. In seinem Vortrag zur sicheren Kundenauthentifizierung im E-Commerce kündigt er für den Jahresübergang 2026/27 erhöhtes Arbeitsaufkommen an. Die Anhebung des Kontaktlos-Limits auf 100 Euro wird dagegen schon bald Realität sein, denn in Großbritannien hat sie sich eindeutig bewährt. Von der kriminellen Seite dürfen wir uns auf immer ausgefeiltere Tricks und skrupellosere Täter:innen gefasst machen. Die Karte ist oft schon nicht mehr genug, andere Vermögenswerte sollen miterbeutet werden; jedes Mittel ist dazu recht, auch wenn erst der Herzenseroberer gemimt werden muss, um ein Depot abzuräumen.


Extremisierung in der oberen, mittleren und unteren Räuber-Liga

Hochprofessionelle Täter:innen, die es gleich auf die weiterreichenden Identitätsdaten einer Person abgesehen haben, halten Christoph Fischer von der BFK edv-consulting GmbH in Atem. Immer schwieriger wird es selbst für IT-Cracks wie ihn, solchen Datenpiraten und Trickbetrügern der Oberliga den Garaus zu machen. Die Opfer verhalten sich oft naiv bis verheerend vertrauensselig. Sein ehrliches Fazit: Normalverbraucher:innen sind zum Großteil überfordert damit, sich gegen den – digitaltechnisch überaus raffiniert eingefädelten – Identitätsdiebstahl zu schützen.

Betrüger:innen mit einfacheren IT-Kenntnissen haben sich bisher gern mit Carding beschäftigt, doch mittlerweile gehen ihre Geschäfte mit kompromittierten Karten so schlecht, dass sich die Carder:innen schon gegenseitig abzocken. Wenn sie nicht dem neuesten Refunding Trend folgen und den kundenfreundlichen Onlinehandel in Deutschland unfassbar dreist hintergehen.

Derbere Gangster:innen ohne jegliche Lust auf EDV-Wissen verwenden zunehmend Sprengstoff ohne Rücksicht auf jedwede Verluste, um Geldautomaten zu knacken. Wie uns die LKA-Mitarbeiter berichten, kam es 2022 deutschlandweit bereits zu 84 Sprengungen an Geldautomaten, in der Nacht vor unserer Konferenz erst wieder. Konkrete Vorschläge zur Bekämpfung und Prävention hören wir zum Glück aber auch.


Ob der digitale Euro kommt?

Besuch aus der EZB zum Abschluss der Vortragsreihe: Dr. Jürgen Schaaf redet Klartext zum digitalen Euro. Per Definition eine digitale Verbindlichkeit der Zentralbanken, die für den alltäglichen Zahlungsverkehr von Bürger:innen und Handel genutzt werden kann. Ein Angebot, das staatlich abgesichert ist und umgetauscht werden kann. Denn im Rahmen der Digitalisierung der europäischen Wirtschaft und Gesellschaft könnte die Währungshoheit Europas bedroht werden – beispielsweise durch BigTech-Unternehmen oder andere Formen von Digitalgeld. Das Projekt wird schon länger im Austausch mit Interessengruppen und Bürger:innen untersucht, bis zum Oktober 2023 soll ein Beschluss der Europäischen Kommission folgen.

Und schon ist die Vortragsreihe am Ende angekommen. Moderator Thomas Sauerlaender und Margit Schneider verabschieden sich bis zur 18. Sicherheitskonferenz 2023.

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