Terminal ohne PIN-Pad - so funktioniert TOPP
Die Kartenzahlung mit der girocard am TOPP ist auf dem Vormarsch und wird immer beliebter. Sonntagvormittag in der St. Marienkirche in Berlin. Lautlos geht der Klingelbeutel durch die Reihen. Lautlos? Ja, denn dieser Klingelbeutel funktioniert bargeldlos. Wie ist das möglich?
Aber der Reihe nach. Nach einer erfolgreichen Pilotphase und deren Auswertung startete die Deutsche Kreditwirtschaft im Jahr 2020 den Regelbetrieb zur Kartenzahlung an einem Terminal ohne PIN-Pad, genannt TOPP.
Wie funktioniert ein Terminal ohne PIN-Pad?
Beim Terminal ohne PIN-Pad wird gänzlich auf das PIN-Pad verzichtet, denn die Kund:innen bezahlen kontaktlos ohne Eingabe der PIN. Vereinfacht ausgedrückt: kurz Karte oder Smartphone vorhalten – fertig. Auf das Nummernfeld zur Eingabe der PIN sowie den Steckleser verzichtet das Terminal bewusst. Im unbedienten Bereich, also beispielsweise an Getränke- oder Zigarettenautomaten, findet das TOPP bereits vielfach Anwendung. Doch auch abseits von den bekannten Snackautomaten und dem Fahrscheinkauf am Bahnhof, hat das TOPP Einzug erhalten. So auch in unserem oben genannten Beispiel der Berliner Kirche. Das TOPP kommt in Form eines Klingelbeutels daher und ermöglicht das kontaktlose Spenden im Rahmen der sonntäglichen Kollekte.
Dass das TOPP immer beliebter wird, zeigen auch die Zahlen. So gab es im Juli 2019 in Deutschland 2.383 aktive Terminals. Im Februar 2021 wurden bereits über 20.000 aktive TOPP-Terminals gezählt. Allein zwischen Januar und September 2020 stieg der Umsatz fast um das Achtfache, von knapp 268.000 auf 2,1 Millionen Euro. Inzwischen gibt es über 1.600 aktive Händler, die ihren Kunden das Bezahlen mit der girocard am TOPP ermöglichen.
Was macht den Erfolg von TOPP aus?
Natürlich spiegelt sich beim Terminal ohne PIN-Pad das generell große und stetig wachsende Interesse am kontaktlosen Bezahlen und an bargeldlosen Zahlungen von kleinen Beträgen wider. Eine Entwicklung, die durch Corona noch verstärkt wurde.
Für Peter Blasche, Business Development Direktor girocard bei der EURO Kartensysteme GmbH gibt es aber noch einen weiteren Aspekt: „Entscheidend für den Erfolg ist zusätzlich das Nutzungserlebnis: Wenn der Kunde allein vor dem Automaten steht, muss er erkennen, dass er kontaktlos bezahlen kann, verstehen, wie das funktioniert und schlussendlich ein positives Erfolgserlebnis haben. Dies erreichen wir durch eine Gestaltung und Anleitung, die den Kunden auf die kontaktlose Bezahlmöglichkeit hinweist und beim Kaufvorgang leitet. Oder, in einem Satz: Bezahlen am TOPP ist kinderleicht“.
Beim Verkauf von Tabakwaren profitiert das System besonders, denn als Kund:in musste man bisher in zwei Vorgängen erst sein Alter nachweisen und dann bezahlen. Nun geht das Ganze in einem Schritt. „Für den Kunden eine echte Erleichterung, der Kauf funktioniert schneller und einfacher. Wir merken das auch an den Zahlen, denn die Nutzung der TOPP an Zigarettenautomaten steigt kontinuierlich“, so Blasche.
Und wie sicher ist das Zahlen am TOPP?
Das Zahlen am TOPP ist genauso sicher wie das kontaktlose Bezahlen, beispielsweise im Supermarkt. Als Kund:in ist man durch seine Bank oder Sparkasse geschützt, solange man gewissenhaft und sorgfältig mit seiner Karte oder dem Smartphone umgeht. Sollte es dennoch zu einem Schaden durch Kartenmissbrauch kommen, erhält man das Geld direkt vom Finanzinstitut zurück.
Immer mehr Einsatzmöglichkeiten
Es zeigt sich, dass TOPP, neben dem Bezahlen am Automaten, vielfältige weitere Einsatzmöglichkeiten bietet. TOPP wird mittlerweile an zahlreichen Stellen genutzt, wie beispielsweise im sanitären Bereich, in der Verkehrsgastronomie oder auf der Driving Range beim Golf. In Düsseldorf wurden kürzlich städtische Parkschein-Automaten auf TOPP umgerüstet.
Peter Blasche ist von der Zukunft der TOPP überzeugt: „Wer einmal gelernt hat, dass die bargeldlose Zahlung mit der girocard am TOPP schnell, sicher und einfach flexibel ist, wünscht sich diese Zahlungsform möglicherweise auch für weitere Produkte.“
Digitales TOPP
Und die Entwicklung geht weiter. Im Januar 2021 hat die Deutsche Kreditwirtschaft die Pilotierung eines digitalen Terminals-ohne-PIN-Pad (Digitales TOPP) zugelassen. Mit diesem neuen Terminal sind kontaktlose Zahlungen mit der girocard möglich. Die PhonePOS-App integriert das Händler:in-Bezahlterminal auf den handelsüblichen Android-Smartphones und -Tablets. Per Tap der kontaktlosfähigen Bezahlkarte an der Rückseite des genutzten Geräts erfolgt der Lesevorgang.
Wie sieht das nun in der Praxis aus?
Wir nehmen Kontakt mit zwei Kooperationspartnern auf, die bereits das Digitale TOPP im Einsatz haben.
Anruf in Saarbrücken, bei Udo Engelmann. Der selbstständige Taxi-Unternehmer hat in einem Fahrzeug ein Digitales TOPP. Auch wenn das Taxigeschäft zurzeit durch Corona bedingt, nicht gerade blüht, die ersten Erfahrungen mit Digitalen TOPP sind durchweg positiv. Die Kund:innen reagieren teilweise sogar begeistert auf die Möglichkeit, schnell, sicher und unkompliziert zu bezahlen. Allerdings findet im Taxi die Tatsache, dass das System keinen Beleg ausdrucken kann, nicht nur positive Resonanz, denn, so Engelmann: „Ich biete zwar an, einen Beleg per E-Mail nachzureichen, aber nicht jeder möchte seine Mailadresse preisgeben.“
Roland Olpp, Abteilungsleiter Payment bei der Kreissparkasse Heilbronn, berichtet von „girosso“, dem Mitarbeiter:innen-Restaurant seines Arbeitgebers. Im „girosso“ kann man sein Mittagessen zurzeit ausschließlich an einem Digitalen TOPP bezahlen. Die 80-100 Mitarbeiter, die hier tagtäglich ihr Mittagessen einnehmen, kommen mit dem System gut zurecht. Auch Olpp ist vom Konzept des Digitalen Terminals ohne PIN-Pad überzeugt. Alles ist einfach zu bedienen, die App kommt ohne viele Knöpfe aus und ist selbsterklärend. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses System in Zukunft an vielen Stellen zum Einsatz kommt. Denn es bietet auch für Händler eine einfache Möglichkeit zu einem smarten Preis!“