Geld von Facebook?
kartensicherheit.de erklärt: Wer und was steckt hinter der Kryptowährung Libra? Das letzte Kapitel unserer dreiteiligen Serie zum Thema Blockchain, Kryptowährungen und Libra: Nachdem wir uns in den ersten beiden Teilen mit den Themen Blockchain und Bitcoin auseinandergesetzt haben, geht es im letzten Teil dieser Serie um die Kryptowährung Libra.
Vollmundig kommt sie daher, die Website der Libra Association. Von einer Mission ist die Rede und eine große Headline verspricht: „Eine einfache globale Währung und eine finanzielle Infrastruktur, die Milliarden von Menschen neue Chancen bietet.“ Wer steckt hinter dieser Initiative, was genau ist der Libra und was sagen die Bundesbank und der Bankenverband dazu? Wir fassen die wichtigsten Informationen zusammen.
Was ist der Libra?
Libra ist eine von Facebook Inc. initiierte private Kryptowährung, die noch in diesem Jahr auf dem Markt kommen soll. Libra kauft man als Verbraucher über die Landeswährung und erwirbt damit ein Guthaben, das mit dem Ziel eines stabilen Kurses in einem Währungskorb abgelegt wird. Gestützt werden sollte das System ursprünglich aus einem Währungskorb mit US-Dollar, Euro, Pfund, Yen und Singapur-Dollar. Dieser Plan wurde mittlerweile verworfen, aktuell ist offenbar geplant, dass der Libra nur an eine der unterschiedlichen Leitwährungen gekoppelt wird.
Technisch arbeitet Libra auf Basis der Blockchain-Technologie, wobei es sich jedoch nicht um eine unabhängige und verteilte Kryptowährung wie z.B. Bitcoin handelt. Die mit Libra verbundene Blockchain ist nur Mitgliedern der Libra Association und evtl. Aufsichtsbehörden zugänglich. Als System ist Libra eine dezentrale globale Struktur, mit digitalen integrierten Dienstleistungen, wie zum Beispiel Smart Contracts (siehe Teil 1 unserer Serie).
Die Nutzung von Libra erfolgt über elektronische Geldbörsen (Wallets), die von der Facebook-Tochter Calibra entwickelt werden. Bevor ein Benutzer die Wallet verwendet, muss eine Identifizierung erfolgen, so dass die Transaktionen den daran beteiligten Personen zugeordnet werden können.
Und wer steckt dahinter?
Die Libra Association, mit Hauptsitz in Genf, wurde von 28 Organisationen gegründet, darunter, neben Facebook, auch Spotify, Lyft und Uber. Einige anfangs beteiligte Unternehmen, wie Paypal, Mastercard und Visa, haben 2019 erklärt, nicht länger am Projekt teilnehmen zu wollen. Gründe für den Rückzug sind bisher nicht bekannt.
Große Ziele und große Versprechen
„Libra wurde geschaffen, um allen Menschen, die Verwendung von Geld zu ermöglichen.“ Ziel der Libra Initiatoren ist es, Libra zu einer Währung mit möglichst weiter Akzeptanz und einfacher Nutzung zu machen, die Menschen sorgenfrei in ihrem Alltag verwenden können. Libra könnte, laut Werbung, eine Währung sein, die „internationale Überweisungen schneller und billiger macht“.
Anders als die meisten Kryptowährungen wird Libra vollständig durch eine Reserve aus echten Wertbeständen gestützt. Für jeden Libra wird ein Währungskorb mit Vermögenswerten in der Libra-Reserve gehalten, sodass Nutzer dem intrinsischen Wert von Libra vertrauen können. Auch die Steuerung ist laut Werbung unabhängig, da der Libra durch die „unabhängige Libra Association“ verwaltet wird, die die „Verantwortung für die Weiterentwicklung des Ökosystems trägt“.
Kritische Punkte
Auf den ersten Blick sieht das alles sehr positiv aus. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Ein Kritikpunkt ist in diesem Zusammenhang der Datenschutz. Die beteiligen Unternehmen, wie beispielsweise Facebook oder Spotify, haben in ihrem Bereich jeweils bereits eine dominante Stellung, auch was die Erfassung von Nutzerdaten angeht. Diese Daten könnten, dank Libra, nun mit dem Einkaufsverhalten und den Finanztransaktionen der Nutzer gekoppelt werden.
Der Bankenverband sieht außerdem den Schutz privater Daten gefährdet, da die Transaktionsketten auf pseudonymen und nicht anonymen Daten basieren, die vollständig veröffentlicht werden. Außerdem seien die historischen Erfahrungen mit Facebook (Stichwort: Cambridge Analytics) hinsichtlich des Datenschutzes, wie es der Bankenverband diplomatisch ausdrückt, „nicht durchgehend positiv“.
Auch beim Einfluss des Libra auf Geldpolitik und Kapitalverkehr ist der Bankenverband skeptisch. Libra erhebt den Anspruch, eine globale Währung zu schaffen. Vergegenwärtigt man sich jedoch die Probleme, die bei der Einführung einer einheitlichen Währung schon in den vergleichsweise homogenen Ländern des Euroraums entstanden sind, dürfte dieses Ziel Utopie bleiben. Und falls Libra dennoch im Währungswettbewerb erfolgreich sein sollte, dann würde eine private Vereinigung das Geldangebot in einem Land oder gar global kontrollieren.
Eindeutige Statements zur Rolle der Zentralbanken gibt es aus dem Umfeld der Deutschen Bundesbank. In einem Gastbeitrag von Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, und Jan Paulick, Volkswirt im Bereich Analyse des Zahlungsverkehrs im „ifo Schnelldienst", vom September 2019 heißt es hierzu: „Regulierungsbehörden und Zentralbanken sind gefordert, diesem Wandel durch angemessene Regulierung und Mitgestaltung zu begegnen. Die stabilisierende Rolle der Finanzaufsicht, die einen regulatorischen Rahmen setzt, und der Zentralbanken, die für eine stabile Währung und stabilen Zahlungsverkehr sorgen, darf dadurch jedoch nicht beeinträchtigt werden.“
Aktuelle Entwicklungen
Wie die Libra Association im März 2020 mitteilte, soll die geplante Kryptowährung Libra so verändert werden, dass auch Regulierungsbehörden dem Projekt zustimmen können. Dazu könnte Libra zu einem Zahlungsnetzwerk umgebaut werden, das auch von Zentralbanken ausgegebene Digitalwährungen beinhalten kann.
Mit diesem Beitrag ist unsere dreiteilige Serie aus der Reihe „kartensicherheit.de erklärt“ abgeschlossen (siehe hierzu auch Teil 1 und Teil 2 der Serie).
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