Interview mit Peter Blasche: „Die Deutsche Kreditwirtschaft sieht großes Potenzial von Kontaktlos-Transaktionen am Terminal ohne PIN-Pad.“
girocard erschließt neue Akzeptanzbereiche: Pilotprojekt „Terminal ohne PIN-Pad" startet. Peter Blasche, Business Development Direktor girocard bei EURO Kartensysteme, im Gespräch mit kartensicherheit.de.
kartensicherheit.de: Herr Blasche, warum hat die Deutsche Kreditwirtschaft das Pilotprojekt „Terminal ohne PIN-Pad (TOPP)" gestartet?
Peter Blasche: Aufbauend auf die erfolgreiche Entwicklung der girocard kontaktlos im Handel, die wir im vergangenen Jahr beobachten konnten, hat die Deutsche Kreditwirtschaft den Startschuss für das Pilotprojekt „Terminal ohne PIN-Pad (TOPP)" gegeben. Gemeinsam mit Netzbetreibern, Terminalherstellern und Automatenbetreibern untersucht sie im Rahmen dieses Pilotprojekts den Einsatz der verschlankten Terminals, die ohne PIN-Pad und Steckleser auskommen.
Darüber hinaus kommt die Deutsche Kreditwirtschaft mit dieser Entwicklung einem direkten Kundenwunsch nach: So zeigte eine repräsentative Endkundenbefragung, die die GfK im Mai 2017 im Auftrag der EURO Kartensysteme durchgeführt hatte, dass eine Mehrheit aller girocard Nutzer (56%) das Angebot nutzen möchte, bargeldlos an Automaten zu bezahlen. Überdies forderten aber auch die Automatenbetreiber eine Lösung, um girocard Zahlungen an Automaten zu akzeptieren. Sie erhöhen nun durch den Einsatz von TOPP ihre Endkundenreichweite, steigern ihre Verfügbarkeit und profitieren von reduzierten Bargeldkosten.
Ein weiterer Vorteil: Die kontaktlose Zahlung am TOPP hat das Potenzial, stark vom Bargeld dominierte Marktsegmente für Kunden und Händler für die Zahlung mit girocard kontaktlos zu öffnen. Das Terminal eignet sich für Zahlungen im Kleinbetragsbereich sowohl für den Einsatz an unbedienten Endgeräten, wie z. B. Verkaufsautomaten, als auch für die Bezahlung an bedienten Kassen, wie z. B. in Bäckereien.
Welche Vorteile hat die Neuentwicklung für Verbraucher?
Für sie wird das Bezahlen moderner, schneller und einfacher – bei gleichbleibend hohen Sicherheitsstandards. Dies gewährleistet der EMV-Standard, den die Terminals ohne PIN-Pad vollumfänglich integrieren.
Wie laufen die Zahlungen über ein TOPP genau ab?
Da kontaktlose Transaktionen bis 25 Euro ohne PIN-Eingabe ausschließlich über die NFC-Schnittstelle durchgeführt werden, benötigt das Terminal lediglich einen Kontaktlosleser. Auf den üblichen Chipkartenleser und das PIN-Pad kann verzichtet werden. Damit kann das Terminal kleiner gestaltet werden und lässt sich so in verschiedenen Automatentypen leichter einbauen oder nachrüsten. Zudem ergibt sich durch die Verschlankung ein geringerer Wartungsaufwand, da weniger mechanische Komponenten von außen verschmutzt oder beschädigt werden können.
Welche Ziele verfolgt das seit Anfang Januar 2018 laufende Pilotprojekt?
Ziel des Pilotprojekts ist es, praktische Erfahrungen zur Nutzung von Terminals ohne PIN-Pad in verschiedenen Einsatzbereichen zu sammeln und auch in neuen Bereichen das optimale Bezahlerlebnis für Kunden zu schaffen. Denkbar ist die Nutzung – neben der Automatenbranche – zum Beispiel auch bei Schließfächern, Stromtankstellen, Autowaschanlagen und in öffentlichen Toiletten, aber auch bei mobilen Händlern.
Die Ergebnisse werden in die spätere Entscheidung der Deutschen Kreditwirtschaft über einen Regelbetrieb einfließen und dienen den Projektteilnehmern in der Folge als Entscheidungsgrundlage. Über den Regelbetrieb wird voraussichtlich Anfang 2019 entschieden. Das TOPP kann auf den großen Erfolg der girocard kontaktlos aufbauen: Bereits im ersten Jahr seit der nationalen Einführung können Kunden mit rund 35 Millionen ausgegebenen, kontaktlosfähigen Karten an mehr als 400.000 umgerüsteten Terminals bezahlen.
Wie sind die ersten Erfahrungen des Pilotprojekts?
Im Januar 2018 haben die ersten Terminalhersteller (CCV und FEIG ELECTRONIC) sowie Netzbetreiber (BS PAYONE und CardProcess) eine Betriebserlaubnis im Rahmen des Pilotprojekts erhalten. Aktuell werden Akzeptanzstellen der Teilnehmer mit den neuen Terminals ausgestattet. Die erste Installation eines TOPP haben CardProcess und FEIG ELECTRONIC zu vermelden: Beim Imbiss „Die Wurst" in Bad Hersfeld können Kunden seit Anfang Februar am TOPP bezahlen. Die ersten Transaktionen verliefen reibungslos.
Herr Blasche, wir bedanken uns für das Gespräch.