Grünes Licht für Bargeld abheben im Geschäft
Kunden können sich ab sofort in immer mehr Geschäften Bargeld auszahlen lassen - vorausgesetzt, sie bezahlen mit dem Chip- und PIN-Verfahren der girocard. Welche Vorteile versprechen sich die Deutsche Kreditwirtschaft, der Handel und die Prozessoren? Wir sprachen mit den Beteiligten.
CardProcess, Payment-Dienstleister der genossenschaftlichen FinanzGruppe, hat als erster Netzbetreiber von der Deutschen Kreditwirtschaft die Freigabe für die Funktion „Bargeld abheben" erhalten. Damit können Händler, die die Zahlung per girocard mit Chip und PIN anbieten, ihren Kunden ab sofort auch Geldbeträge bis zu 200 Euro in bar auszahlen.
kartensicherheit.de stellte Matthias Hönisch, Gruppenleiter Kartengeschäft, Abteilung Zahlungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken als diesjährigem Federführer innerhalb der Deutschen Kreditwirtschaft, Ulrich Binnebößel, Zahlungsexperte beim Handelsverband Deutschland (HDE) und Carlos Gómez-Sáez, Sprecher der Geschäftsführung CardProcess GmbH, die Frage, welche Vorteile sie sich von der Neuerung versprechen. Hier ihre Antworten:
Matthias Hönisch: „Die Karten ausgebenden Banken sind mit der Option 'Bargeld abheben mit der girocard' noch näher an ihren Kunden - an ihren Privatkunden und ihren Firmenkunden. Im Kontext des Kaufens und Bezahlens hat der Kunde hier die Option, den gemeinsamen Service von girocard, seiner Bank und dem Händler zu nutzen. Der Kunde kann ganz spontan entscheiden, ob er und wie viel Bargeld er beim Händler mitnehmen möchte; er muss dies vorher nicht mit seiner Bank abklären.
Durch die Auszahlungsfunktion an die Kunden unterstützt girocard ebenfalls die Handelsunternehmen bei der Reduzierung der teilweise hohen Bargeldbestände."
Ulrich Binnebößel: „Der Handel ist bemüht, seinen Kunden einen guten Service zu bieten. Dabei können zusätzliche Dienstleistungen wie die Ausgabe von Bargeld beim Einkauf einen wichtigen Beitrag leisten.
Die Auszahlung von Bargeld im Rahmen eines Einkaufes kann dem Kunden den Weg zur Bank oder zum Geldautomaten ersparen. Gerade in ländlichen Regionen kann dies gut angenommen werden. Für den Händler ist es vorrangig der Servicegedanke, er möchte dem Kunden etwas bieten.
Das sogenannte Cashback ist allerdings mit Kosten verbunden, die beim Händler anfallen und nicht weitergegeben werden können. Mit der jetzt durch CardProcess erstmalig umgesetzten Option der getrennten Ausweisung von Bargeld-Auszahlungsbetrag und Waren-Einkaufbetrag können Händler die Entgelthöhe getrennt verhandeln. So könnten Vereinbarungen mit Banken getroffen werden, den Bargeld-Auszahlungsbetrag geringer zu bepreisen oder gar von Gebühren freizustellen. Für den Handel bietet sich damit die Chance, zusätzliche Services für die Kunden anzubieten und die Kosten dafür im Rahmen zu halten."
Carlos Gómez-Sáez: „CardProcess ist das Kompetenzzentrum der genossenschaftlichen FinanzGruppe für das bargeldlose, kartengestützte Bezahlen und zählt zu den führenden Payment-Anbietern in Deutschland. Wir sind daran interessiert, den Banken ein attraktives Leistungsportfolio für ihre Firmenkunden zur Verfügung zu stellen. Deutschlandweit haben die Kunden der Volksbanken Raiffeisenbanken heute die Möglichkeit, an rund 19.000 Automaten gebührenfrei Geld abzuheben.
Dennoch stehen die Volksbanken Raiffeisenbanken im Wettbewerb um Bankkunden und den Ausbau weiterer Services. Eine lange Anfahrt zum Standort eines Geldautomaten bleibt dem Kunden durch die Option Bargeld abheben erspart, wenn Einzelhändler vor Ort dieses anbieten. Der Kunde kann im nächstgelegenen Geschäft gebührenfrei mit der girocard Geld beziehen.
Durch das Angebot weiterer Funktionalitäten rund um die girocard erhöhen wir deren Attraktivität und Einsatz – Warenkorbwerte, Umsatz- und Transaktionszahlen steigen. „Bargeld abheben" ist ein weiteres Puzzleteil für den Erfolg des gesamten girocard-Systems."