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12/2015

Bezahltrends in Europa

Während unter den Deutschen bei der Nutzung von Zahlungsinstrumenten laut Bundesbank-Studie zum Zahlungsverhalten 2014 nur wenig Bereitschaft zu Experimenten besteht, haben sich die Zahlungsgewohnheiten in anderen Ländern erheblich gewandelt. Wir werfen einen Blick ins europäische Ausland, wo sich in puncto Bezahlen Einiges tut.

„Swish“ revolutioniert Schweden
Schweden ist auf dem besten Weg zur bargeldlosen Gesellschaft. Waren vor sechs Jahren noch etwa 106 Milliarden Kronen im Umlauf, sind es in diesem Jahr wohl nur noch 80 Milliarden Kronen (etwa 8,5 Milliarden Euro) – wovon laut Statistiken nur 40% bis 60% tatsächlich in Gebrauch sind. In öffentlichen Verkehrsbetrieben, Geschäften, bei Telekomunternehmen – ja selbst in Bahnhofstoiletten oder an Parkplätzen - werden nur noch Bank- oder Kreditkarten akzeptiert. Insgesamt wurden in diesem Jahr bereits über 70% aller Einkäufe in Geschäften mit Zahlungskarten getätigt. Auch in entlegenen Regionen des Landes werden Geldautomaten reihenweise abmontiert, und immer mehr Bankfilialen schaffen den Umgang mit Münzen und Geldscheinen ab. Der Grund? Bargeld wird als Zahlungsmittel für illegale Geschäfte angesehen, es gilt als unhygienisch, unsicher und verursacht hohe Transport- und Verwaltungskosten.

Rasant gestiegen ist in Schweden hingegen das Bezahlen per App über Smartphones. Ein zusätzlicher Schub für das Mobile Payment dürfte jetzt von einer Mobil-Anwendung namens „Swish“ ausgehen, die der Bankensektor Schwedens Anfang des Jahres lanciert hat. Sie ermöglicht sekundenschnelle Geldüberweisungen von einem Konto aufs andere – sowohl zwischen Privatpersonen, als auch mit Händlern. Ob im Taxi, Restaurant oder auf dem Flohmarkt - der Zahlende sendet einen bestimmten Geldbetrag über die App an die Mobilnummer des Empfängers, „Swish“ bucht es sofort auf dessen Konto.

Obergrenzen für Bargeldzahlungen europaweit auf dem Vormarsch
Restriktive Bestimmungen, bis zu welcher Höhe man Einkäufe bar bezahlen kann, gelten in Frankreich, Spanien, Italien und Belgien, und auch in der Schweiz und in der Slovakei gibt es dahingehend bereits Regelungen. In Italien und Frankreich sind Barzahlungen über 1.000 Euro schon nicht mehr erlaubt. In Dänemark muss der Einzelhandel ab dem kommenden Jahr keine Münzen und Scheine mehr annehmen, und auch in den Niederlanden wird in Läden, Restaurants und Selbstbedienungskassen immer mehr mit dem Handy bezahlt, weil in den Geschäften grundsätzlich kein Bargeld mehr akzeptiert wird.

Damit scheinen Deutschland, Österreich, Griechenland und Rumänien die letzten Bargeldhochburgen in Europa zu sein. Einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien zum Zahlungsverhalten der Österreicher von Mai dieses Jahres zufolge bezahlen mehr als 50% der Befragten immer noch am liebsten mit Bargeld, 35% zücken beim Bezahlen eine Zahlungskarte.